Maria auf einer Kerze (Archivbild)
epd-bild/Friedrich Stark
Die Frauen-Initiative "Maria 2.0" steht nach Einschätzung der katholischen Theologin Marianne Heimbach-Steins für einen Aufbruch in der katholischen Kirche.
15.05.2019

"Die große Resonanz zeigt, dass die Initiative nach der einen Woche Kirchenstreik nicht zu Ende sein wird", sagte Heimbach-Steins dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Münster. Vor allem die engagierten Katholiken drängten immer mehr darauf, Machtstrukturen in der Kirche zu verändern, betonte die Sozialethikerin von der Universität Münster.

Die Proteste entzündeten sich daran, wie in der Kirche mit Macht und Beteiligung umgegangen werde, erklärte Heimbach-Steins. Der sexuelle Missbrauch durch Priester sei auf den Missbrauch klerikaler Macht zurückzuführen. Daher dränge "Maria 2.0" sowohl auf umfassende Aufklärung des Missbrauchsskandals wie auch auf den Zugang von Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche. Es gehe um die Frage, wie das kirchliche Amt ausgestaltet werden müsse, um Machtmissbrauch zu verhindern, sagte die Theologieprofessorin.

Gaben von Frauen sichtbar machen

Die Ämterfrage werde jedoch nicht von heute auf morgen gelöst werden, bedauerte Heimbach-Steins. So sei die seit langem geforderte Zulassung von Frauen zum Diakonat in der katholischen Kirche immer noch nicht in Sicht. Bei "Maria 2.0" gehe es eher um Bewusstseinsbildung und darum, die Gaben und Befähigungen von Frauen sichtbar zu machen. Es werde ein Zeichen gesetzt, "dass die Frauen - und auch viele Männer - sich nicht länger abspeisen lassen", sagte die Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften.

Positiv wertete die Theologin, dass sich viele Bischöfe um die Einstellung von mehr Frauen in Leitungspositionen der Kirchenverwaltung bemühten. Auch gebe es in manchen Diözesen Ansätze, Frauen die Leitung von Gemeinden zu übertragen. Die Bischöfe hätten jedoch mehr Spielraum, als sie glauben, betonte Heimbach-Steins: "Wenn sie sagen, wir brauchen die Berufung von Frauen, um das Gemeindeleben aufrecht zu erhalten, wer wollte ihnen widersprechen?" So könnten etwa Frauen mehr liturgische Funktionen im Gottesdienst übernehmen. Schon längst seien sie als geistliche Begleiterinnen tätig, vor allem in kirchlichen Verbänden und Orden.

"Das wird sich fortpflanzen"

Nach dem Kirchenstreik der Frauen werde nicht alles beim Alten bleiben, sagte die Professorin. Die Menschen, die sich in dieser Woche engagiert hätten, würden die Hände nicht in den Schoß legen. Die Aufmerksamkeit für "Maria 2.0" sei auch international groß. "Das wird sich fortpflanzen", sagte Heimbach-Steins.

Am Wochenende hatten Tausende katholische Frauen in ganz Deutschland einen einwöchigen Kirchenstreik begonnen. Sie wollen eine Woche lang keine Kirche betreten und ihre Ehrenämter ruhen lassen. Damit wollen sie die Forderung nach Zulassung der Frauen zu allen Ämtern unterstreichen. Die Aktion war von der Frauenbewegung "Maria 2.0" in Münster initiiert worden und verbreitete sich von dort aus im gesamten Bundesgebiet.

Teaserbild

Neuen Kommentar hinzufügen

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.