Berlin (epd). Für deutlich mehr bezahlbaren Wohnraum macht sich nun auch eine europaweite Bürgerinitiative stark. Unter dem Titel "Housing for All" sollen in den EU-Mitgliedsstaaten in den kommenden Monaten mehr als eine Million Unterschriften gesammelt werden, wie die Sprecherin der Europäischen Bürgerinitiative "Housing for All", Karin Zauner-Lohmeyer, am Dienstag bei der Präsentation in Berlin erklärte. Ziel sei, in ganz Europa bessere rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für bezahlbares und soziales Wohnen zu erreichen.
Die aus Wien stammende Zauner-Lohmeyer verwies darauf, dass nach Angaben des EU-Statistikamts Eurostat rund 52 Millionen oder 10,4 Prozent der Europäer bei den Wohnkosten überlastet seien. Sie bezahlten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen. In Deutschland seien fast zwölf Millionen Menschen oder 14,5 Prozent der Bundesbürger betroffen - deutlich mehr als Österreich Einwohner habe.
"Weckruf" an die Politik
Viele Menschen würden durch die hohen Wohnkosten aus Städten verdrängt. Ganze Berufsgruppen wie Busfahrer, Krankenpflegepersonal, Feuerwehrleute, Reinigungskräfte oder Polizeibeamte könten sich das Wohnen in Innenstädten nicht mehr leisten. "Zudem steigt die Zahl der Obdachlosen in ganz Europa rasant an", betonte Zauner-Lohmeyer. In Deutschland seien aktuell rund 860.000 Menschen obdachlos.
Die Europäische Bürgerinitiative wird in Deutschland vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), vom Deutschen Mieterbund (DMB) und vom Berliner Mieterverein unterstützt. DMB-Bundesdirektor Lukas Siebenkotten betonte, dass sich die neue Initiative als Ergänzung zu der aktuell kontrovers diskutierten Berliner Enteignungs-Initiative sehe. Während die Berliner Kampagne auf eine Stabilisierung der Mieten abziele, gehe es bei "Housing for All" um den dringend nötigen Bau neuer bezahlbarer Wohnungen.
DGB-Bundesvorstand Stefan Körzell bezeichnete die europaweite Initiative als "Weckruf" an die Politik. Es bestehe der Eindruck, dass die politisch Verantwortlichen noch nicht verstanden hätten, wie drängend das Wohnungsproblem für viele Menschen aus allen sozialen Schichten sei. "Deshalb müssen wir den Druck erhöhen", sagte Körzell.
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