Geringe Rente: Eine ältere Frau hält ein Portemonnaie mit einigen Geldmünzen in der Hand (Archivbild)
epd-bild/Steffen Schellhorn
Der soziale Ausgleich in der Rentenversicherung reicht nach einer neuen Studie nicht aus, um Niedrigrenten zu verhindern.
27.03.2019

Vor allem Erwerbspausen, etwa zur Kindererziehung oder wegen Arbeitslosigkeit, erhöhten das Risiko, im Alter nur eine geringe Rente zu erhalten, ergab eine am Mittwoch in Duisburg veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation. Nötig sei nicht nur, den sozialpolitischen Risikoausgleich in der Rentenversicherung zu verbessern, sondern auch gegen prekäre Arbeitsverhältnisse vorzugehen, hieß es.

Für die Studie haben Wissenschaftler des Forschungsinstituts der Universität Duisburg-Essen die Versicherungsbiografien von 3.625 Menschen untersucht, die in den Jahren 2000 bis 2007 nach mindestens 30 Beitragsjahren in Altersrente gegangen sind. Fast ein Viertel von ihnen (23 Prozent) erhielt den Angaben zufolge nur eine Niedrigrente unterhalb der Schwelle des Existenzminimums plus zehn Prozent. Im Jahr 2014 waren das 766 Euro.

Sozialpolitischer Risikoausgleich

Westdeutsche Frauen verfügten demnach sogar zu 43 Prozent nur über Niedrigrenten. Unter ostdeutschen Frauen seien es 15 Prozent, bei westdeutschen Männern fünf und bei ostdeutschen Männern zwei Prozent.

Nicht nur der Arbeitslohn, sondern auch die geleistete Arbeitszeit beeinflusse die Höhe der Rente, heißt es in der Studie. Bei Teilzeitarbeit verringere sich auch der Rentenanspruch. Der sozialpolitische Risikoausgleich versuche zwar, Einkommensausfälle bei Kindererziehung durch zusätzliche Entgeltpunkte oder Beitragsgutschriften auszugleichen, greife aber nicht bei späteren Nachteilen wie geringeren Löhnen oder instabiler Beschäftigung beim Wiedereinstieg, kritisierten die Wissenschaftler. Der Bezug von Arbeitslosengeld II werde zudem nur noch als beitragsfreie Zeit angerechnet und erhöhe damit nicht mehr direkt die Rentenanwartschaften.

Zunahme von Teilzeitarbeit

Angesichts der Zunahme von Teilzeitarbeit und instabiler Beschäftigung würden diese Probleme künftig für viele Menschen von Relevanz sein, warnten die Forscher und empfahlen: "Eine Politik, die niedrige Renten vermeiden möchte, sollte sowohl den sozialpolitischen Risikoausgleich in der Rentenversicherung verbessern als auch am Arbeitsmarkt ansetzen - auf 'gute Arbeit' und stabile Beschäftigung hinwirken." Das Rentenrecht allein könne lediglich die Folgen von Erwerbsunterbrechungen und prekärer Zustände begrenzen.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will im Mai einen Gesetzentwurf zur sogenannten Grundrente vorlegen. Demnach sollen Arbeitnehmer, die 35 Jahre lang Beiträge gezahlt haben und trotzdem nur eine Rente auf Höhe der Grundsicherung erhalten, bis zu 447 Euro mehr im Monat bekommen. Uneinigkeit herrscht in der Koalition darüber, ob die Grundrente an eine Bedürftigkeitsprüfung gekoppelt sein soll.

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