Gebet zum Fastenmonat Ramadan in Berlin-Wedding (Archivbild)
epd-bild/Rolf Zoellner
In deutschen Moscheen predigen kaum Imame, die hierzulande ausgebildet wurden. Eine Studie zu Auslands-Imamen zieht eine ernüchternde Bilanz. Zumindest in Teilen könnte Deutschland dabei nach Ansicht der Autoren von Frankreich lernen.
26.03.2019

In deutschen Moscheen predigen laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung ganz überwiegend Imame aus dem Ausland. Der Anteil der ausländischen Imame liege bei 80 bis 90 Prozent, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der CDU-nahen Stiftung mit Sitz in Sankt Augustin und Berlin. Die 2.000 bis 2.500 Imame stammten insbesondere aus der Türkei, Nordafrika, Albanien, dem ehemaligen Jugoslawien, Ägypten und dem Iran.

Fast die Hälfte der Imame stelle die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) in ihren rund 1.000 Moscheen. Darauf folgten die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs mit 323 Moscheen, der Verband Islamischer Kulturzentren mit etwa 300 sowie die Islamische Gemeinde der Bosniaken in Deutschland mit mehr als 70 Moscheen.

Ethnisch-nationale Interessengruppen

Über die Studie hatte zunächst die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Dienstag) berichtet. Wissenschaftler der Konrad-Adenauer-Stiftung haben dafür die Imam-Ausbildung und den Umgang mit aus dem Ausland entsandten Imamen in Deutschland und Frankreich verglichen.

Demnach bestehen in beiden Ländern ähnliche Schwierigkeiten beim Versuch, zusammen mit Islamverbänden eine akademische Imamausbildung im Inland zu etablieren. "Die Schwierigkeit bei der Zusammenarbeit zwischen Staat und islamischen Verbänden liegt in beiden Ländern an dem von ihnen selbst mitverschuldeten Fehlen religiös kompetenter Ansprechpartner", heißt es in der Untersuchung.

In beiden Ländern sei der Islam vorwiegend von ethnisch-nationalen Interessengruppen repräsentiert. Die Verbände bestünden zwar auf Mitsprache bei Ausbildungsangeboten für Imame, schüfen aber nicht oder nur eingeschränkt die Voraussetzungen, um die Angebote in der Praxis tragfähig zu machen.

Imame als Seelsorger und Integrationslotsen

Ein Vorbild für Deutschland kann nach Ansicht der Studienautoren das Bemühen der französischen Regierung sein, die Bedingungen für die Entsendung von Imamen mit ausländischen Regierungen zu verhandeln. "Trotz der berechtigten deutschen Bedenken gegen die bisherige Entsendepraxis spricht nichts dagegen, bis zur Etablierung einheimischer Modelle die Modalitäten der Entsendung von Imamen mit ausländischen Partnern präziser festzulegen", heißt es. Voraussetzungen könnten etwa der Nachweis von Sprach- und Landeskenntnissen, aber auch politische Selbstverpflichtungen und finanzielle Transparenz sein.

Die von der Bundesregierung geplante Deutschpflicht als Einreisevoraussetzung für ausländische Geistliche bezeichnete Co-Studienautor Andreas Jacobs gegenüber der "Rheinischen Post" als "nicht viel mehr als eine Ausbesserungsmaßnahme". Jacobs forderte die Bundesregierung auf, nicht mehr Druck auf die Verbände auszuüben, sondern selbst kreativ zu werden.

In Europa seien Imame als Seelsorger, Erzieher und Integrationslotsen gefragt. Dafür bräuchten sie "mehr als eine klassische Ausbildung in türkischen, ägyptischen oder marokkanischen Religionsseminaren plus ein paar Grundkenntnissen der deutschen Sprache". Nötig seien attraktive Berufsperspektiven und ein angemessenes Gehalt, das von muslimischen Strukturen in Deutschland finanziert werde.

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