"Die guten Jobs werden immer noch von Wessis besetzt", sagt Diakoniepräsident Ulrich Lilie.
epd-bild/Jürgen Blume
Die Diakonie will Menschen eine Stimme geben, die sich in der öffentlichen Debatte missachtet fühlen.
25.03.2019

Die Diakonie sieht den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Zustimmung zur Demokratie gefährdet. Grund dafür sei, dass sich "viele Menschen in unserem Land an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlen", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Ostdeutschland erlebten Menschen, dass ihre Qualifikationen nicht anerkannt würden. "Die guten Jobs werden immer noch von Wessis besetzt", sagte Lilie.

Sozialen Sprengstoff berge die Situation auf den Wohnungsmärkten. "Wenn sich selbst der Mittelstand die Mieten in unseren Städten nicht mehr leisten kann, stimmt etwas nicht", erklärte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtsverbandes. Es sei außerdem "verheerend, wenn es in Deutschland immer noch vom Portemonnaie der Eltern abhängt, welche Bildungs- und Ausbildungschancen ein Kind hat".

Kampagne "Unerhört!" gegen Ausgrenzung

Angesichts der gesellschaftlichen und sozialen Spannungen startete die Diakonie vor gut einem Jahr die auf drei Jahre angelegte Kampagne "Unerhört!" gegen Ausgrenzung. Damit will der Verband nach eigenen Angaben Menschen eine Stimme geben, die in der öffentlichen Debatte zu wenig beachtet werden oder sich so fühlen.

Das Motto der Kampagne sei "Zuhören", sagte Lilie. "Und das machen wir auch." Auf der Kampagnenwebsite kämen Menschen zu Wort, die sich nicht gehört fühlen: Obdachlose, Flüchtlinge, besorgte Bürger, Migrantenkinder, Alte. Auf "Unerhört!"-Foren hätten marginalisierte Menschen ihre Lebensgeschichten erzählt. "Mit ihnen haben wir mit politisch Verantwortlichen und Akteuren der Zivilgesellschaft diskutiert und nach Lösungen für neue Fragen gesucht."

Ziel sei es, Diskussionen über soziale Gerechtigkeit und das Miteinander in unserer Gesellschaft anzustoßen und auf diese Weise die Demokratie zu stärken. "Denn nur im Gespräch ist die Demokratie lebendig", betonte der Diakonie-Chef. "Und nur eine sozial gerechte Demokratie wirkt überzeugend."

Es gebe keine einfachen Antworten auf die großen Herausforderungen der Zeit wie Globalisierung, Digitalisierung, Migration, sagte Lilie. Die Probleme könnten nur von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam bewältigt werden. "Diakonie und Kirche verstehen sich dabei als Teil der Lösung, übernehmen Verantwortung", erklärte er. "Sie sind vor Ort mit bewährten Strukturen wie Stadtteiltreffs, Tafeln, Kitas, Tagespflege." Daher seien ihnen die Probleme bekannt und sie könnten Bündnisse mit anderen Akteuren eingehen.

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