"Wir hatten eine Gesellschaft, in der Rechte marginalisiert werden. Jetzt sitzen sie in zahlreichen Parlamenten", sagt Olaf Zimmermann und skizziert die Folgen aus seiner Sicht.
epd-bild/Jürgen Blume
"Die Stimmung in Deutschland hat sich verändert", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Zimmermann.
14.02.2019

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, hat das Erstarken der AfD für einen "Kulturkampf von rechts" verantwortlich gemacht. Die Partei versuche verstärkt, in die Autonomie des Kunstbereichs einzugreifen, sagte Zimmermann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. "Debatten um Kunst gab es schon immer, aber diese Übergriffe sind neu", unterstrich er. Besonders in ländlichen Regionen würden kulturelle Einrichtungen immer stärker von Rechten bedrängt.

"Wir hatten eine Gesellschaft, in der Rechte marginalisiert werden. Jetzt sitzen sie in zahlreichen Parlamenten", sagte Zimmermann. Durch parlamentarische Anfragen zu missliebigen Projekten und Veranstaltungen versuche die Partei, Druck auf Künstler auszuüben. Zudem habe sie das rechte Milieu salonfähig gemacht. "Die Stimmung in Deutschland hat sich verändert", sagte der Geschäftsführer des Spitzenverbands deutscher Kulturverbände.

Staat soll Kunstfreiheit schützen

Zu den Angriffen auf politischer Ebene kämen auch Übergriffe von einzelnen Personen oder Gruppen, sagte Zimmermann. "Es kann nicht sein, dass Schauspieler mit ausländischen Wurzeln nach Proben bedroht werden", beklagte er. Er sieht den Staat in der Verantwortung: "Die Kunstfreiheit muss geschützt werden, darauf haben wir einen Anspruch."

Zimmermann sagte, keine Partei setze sich in ihrem Programm so sehr mit Kultur auseinander wie die AfD. Parteiangehörige würden zudem gezielt versuchen, wichtige Positionen im Kulturbereich zu besetzen. "Dass die AfD den Vorsitz des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages erhält, konnte zum Glück noch verhindert werden", sagte er. Der AfD-Politiker Marc Jongen, der den Vorsitz angestrebt hatte, habe zuvor noch mit einer "Entsiffung des Kulturbetriebs" gedroht.

Betroffen von dieser "Entsiffung" wäre laut Zimmermann jeder Kulturschaffende, der in den Augen der AfD "links-grün-versifft" ist - oder in anderen Worten "jeder, der nicht ihrer Meinung ist". Dabei sei der Kulturbereich nicht besonders links. "Es gibt nur wenige Bereiche, die so vielseitig sind", betonte Zimmermann.

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