Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
epd-bild/Rolf Zoellner
In zehn bis 20 Jahren könne Krebs besiegt sein, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Experten dämpfen Erwartungen an Sieg über die Krankheit.
01.02.2019

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält Krebsleiden in Deutschland in absehbarer Zeit für besiegbar. "Es gibt gute Chancen, dass wir in zehn bis 20 Jahren den Krebs besiegt haben", sagte Spahn der "Rheinischen Post" (Freitag). Experten sehen das deutlich pessimistischer.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, dämpfte Spahns Erwartungen an die Fortschritte bei der Krebsbekämpfung. "Die Frage, ob Krebs in zehn bis 20 Jahren besiegbar sein wird, kann heute nicht beantwortet werden", sagte Nettekoven der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitagausgabe). Zugleich begrüßte er die jetzt beginnende "Nationale Dekade gegen Krebs", mit der die Bundesregierung die Krebsforschung unterstützen will.

Lauterbach: Keine falschen Hoffnungen machen

Spahn begründete seinen Optimismus damit, dass der medizinische Fortschritt immens und die Forschung vielversprechend sei. Es gebe Fortschritte bei der Krebserkennung und bei der Prävention. Das Darmkrebsscreening werde ausgeweitet.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbauch warnte hingegen davor, den Menschen falsche Hoffnungen zu machen. "Uns wird es nicht gelingen, Krebs in so kurzer Zeit zu besiegen", sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Freitagausgabe). "Es ist bei Krebs das Problem, dass wir in 60 Prozent der Fälle pro Jahr selbst bei optimaler uns bekannter Vorbeugung den Krebs bisher nicht verhindern könnten", betonte Lauterbach, der selbst Mediziner ist.

Spahns Äußerung unverantwortlich

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte Spahns Äußerung als unverantwortlich. Sie verwies darauf, dass die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs sich seit den 1970er Jahren in Deutschland fast verdoppelt habe. "Knapp 500.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu, etwa 220.000 sterben daran", sagte Vorstandt Eugen Brysch.

Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg rechnen damit, dass sich bis 2040 weltweit die Zahl der Neuerkrankungen an Krebs von derzeit 18,1 Millionen jährlich auf 25 bis 30 Millionen erhöhen wird. Ein ungesunder Lebensstil trage dazu bei, dass immer mehr Menschen an Krebs erkranken.

"Nationale Dekade gegen Krebs"

In Deutschland sind nach Angaben der Leiterin des Krebsinformationsdienstes des DKFZ, Susanne Weg-Remers, das Rauchen, ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht, Bewegungsmangel, Infektionen, Alkohol und bestimmte Umweltfaktoren für 37 Prozent aller Krebsfälle verantwortlich. Dazu kämen noch die hautkrebsverursachenden UV-Strahlen der Sonne, sagte die Expertin dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des internationalen Weltkrebstags am 4. Februar.

Die Bundesregierung hat in dieser Woche zusammen mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Krebshilfe die "Nationale Dekade gegen Krebs" ausgerufen. Spahn kündigte dabei gemeinsam mit Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) eine weitere Bündelung der Forschung und zusätzliche Fördergelder für klinische Studien zur Prävention, Diagnose und Therapie in Höhe von 62 Millionen Euro an.

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