Ob Pariser Klimaverträge oder UN-Migrationspakt: Nationale Alleingänge behindern zunehmend die Zusammenarbeit der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Laut einer internationalen Studie ist die Mehrheit der Bürger aber für gemeinsame Lösungen.
27.11.2018

Eine große Mehrheit der Bürger in Argentinien, Deutschland, Großbritannien, Russland und den USA wünscht sich eine länderübergreifende Zusammenarbeit in globalen Fragen. Wie eine am Dienstag in Gütersloh vorgestellte Umfrage in den fünf G20-Staaten ergab, befürworten 83 Prozent von mehr als 8.000 Befragten ausdrücklich gemeinsame Problemlösungen. Die höchsten Zustimmungswerte erreicht der Multilateralismus (91 Prozent) in Argentinien, die niedrigsten in den USA mit immerhin noch 73 Prozent.

Anlässlich des bevorstehenden Treffens der "Gruppe der 20" (G20) in Buenos Aires hatte das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in den Ländern eine repräsentative Online-Befragung durchgeführt. Die Deutschen gehören demnach mit 85 Prozent zu den starken Befürwortern internationaler Zusammenarbeit, nur elf Prozent lehnen diese ab. Mit 33 Prozent hat Deutschland jedoch auch den im Ländervergleich höchsten Anteil von Bürgern mit einer negativen Meinung zu G20. 41 Prozent glauben zudem nicht, dass der Zusammenschluss von 19 Industrie- und Schwellenländern sowie der Europäischen Union zur Lösung globaler Probleme beiträgt.

Nationale Interessen zurückstellen

In den USA sei die Unterstützung länderübergreifender Kooperation zwar am geringsten ausgeprägt, "aber immer noch mehrheitsfähig", erklärte die Bertelsmann Stiftung. Im Vergleich der fünf Länder sind in den Vereinigten Staaten mit 52 Prozent die wenigsten Befragten bereit, kurzfristig Nachteile für das eigene Land zugunsten des "globalen Gemeinwohls" hinzunehmen - gegenüber 61 Prozent in Deutschland und sogar 67 Prozent in Argentinien. Immerhin wäre mit 42 Prozent sogar eine relative Mehrheit der Wähler von US-Präsident Donald Trump bereit, nationale Interessen vorübergehend zurückzustellen.

Insgesamt hätten mehr als zwei Drittel der Menschen in den fünf Staaten nur eine sehr vage Vorstellung davon, was die G20 ist, hieß es. Von vier Fragen zu dem Staatenforum hätten fast die Hälfte der befragten Bürger keine richtig beantworten können. Von den US-Amerikanern gaben demnach sogar 58 Prozent an, den Begriff "G20" noch nie gehört zu haben. Relativ am besten war das Faktenwissen zu der Ländergruppe noch in Russland.

Klima-, Entwicklungs-, Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik

Die Umfrage zeigt laut Stiftung außerdem einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Unterstützung internationaler Kooperation und der Bewertung der Globalisierung. Je stärker Menschen von positiven Effekten der Globalisierung für sie persönlich überzeugt seien, desto eher befürworteten sie grenzübergreifende Zusammenarbeit, erklärte die Demokratie-Expertin der Stiftung, Christina Tillmann. 71 Prozent der "Globalisierungsgewinner" würden für das langfristige Wohl aller Länder kurzfristige Nachteile für den eigenen Staat hinnehmen. Bei den "Globalisierungsverlierern" stimme dem nur noch knapp die Hälfte zu.

Die "Gruppe der 20" ist ein informeller Zusammenschluss, der 1999 als Reaktion auf die Wirtschaftskrise in Asien ins Leben gerufen wurde. Ihm gehören 19 Staaten sowie die EU an. Neben finanzpolitischen Themen tauschen sich die Länder auch über Klima-, Entwicklungs-, Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik aus. Die G20-Präsidentschaft wechselt jährlich und liegt in diesem Jahr bei Argentinien.

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