Talkrunde mit jungen Menschen bei der EKD-Synode
epd-bild/Norbert Neetz
Die EKD-Synode geht bei ihrer Tagung in Würzburg der Frage nach, wie sie wieder mehr junge Menschen gewinnen kann.
12.11.2018

Für das Leben junger Erwachsener verliert die Kirche einer Studie zufolge immer mehr an Bedeutung. In einer am Montag bei der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Würzburg vorgestellten Untersuchung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD gab knapp ein Viertel (24 Prozent) der 19- bis 27-Jährigen zwar an, an Gott zu glauben. Ein Drittel sagte aber, mit dem Glauben an Gott nichts anfangen zu können. Die EKD-Synode geht bei ihrer Tagung der Frage nach, wie sie wieder mehr junge Menschen gewinnen kann. Präses Irmgard Schwaetzer resümierte nach den Ergebnissen der Studie: "Unsere Kirche muss sich wirklich ändern."

Untersuchung für Synode

Die Untersuchung wurde eigens für die Synode erstellt. Für den repräsentativen Teil der Untersuchung wurden im August 1.000 19- bis 27-Jährige online befragt. Neben denjenigen, die an Gott glauben oder damit nichts anfangen können, sagten 13 Prozent, sie hätten einen anderen Glauben gefunden. Vier Prozent gaben an, sie seien auf der Suche nach einem Glauben.

Gefragt danach, was ihnen wichtig ist, nennt die Mehrheit der 19- bis 27-Jährigen "Familie" (62 Prozent), "Gesundheit" (58 Prozent) und "eine glückliche Partnerschaft (52 Prozent). Zehn Prozent ist es wichtig, "etwas zu haben, an das man glaubt". Die Frage, was das eigene Leben bestimmt, beantwortet die Mehrheit der jungen Menschen mit "ich selbst" (84 Prozent), "meine Familie" (62 Prozent) sowie Schule, Universität oder Arbeit (52 Prozent). Dass Gott oder eine "anonyme, höhere Macht" das Leben bestimmen, glauben jeweils fünf Prozent.

"Postchristliche Generation"

Junge Erwachsene fühlten sich in einem sehr hohen Maß für ihr Leben allein verantwortlich, sagte der Leiter des Instituts, Gerhard Wegner. Religiöse Einflüsse, die ihr Leben bestimmen, sehen die meisten der jungen Menschen laut Wegner dagegen nicht. Der Institutsleiter sprach von einer "postchristlichen Generation". Der Bezug zur Kirche sei nicht mehr selbstverständlich. Zudem zeige sich in der hohen Selbstbestimmtheit der Trend zur "Ich-Gesellschaft".

Dennoch sieht Wegner den Zug nicht abgefahren, junge Menschen zu gewinnen. Die Pastorin Jacqueline Barraud-Volk, Vorsitzende des Vorbereitungsausschusses der Synode zum Thema Jugend, sagte, man müsse mehr in Menschen und Beziehungen investieren. Es müsse auch die Frage gestellt werden, wohin in der Kirche die Gelder fließen.

Herausforderung für die Kirche

Synoden-Präses Schwaetzer plädierte dafür, den Blick über die Generation der jungen Erwachsenen hinaus zu weiten und auch die frühkindliche Sozialisation zu bedenken, beispielweise über junge Eltern, die ihre Kinder taufen. Eindringlich forderte sie von der Kirche den Willen zur Veränderung. Das sei nicht immer leichtgängig in der Kirche, sagte sie.

Die Synode hatte zu ihren Beratungen am Montag Wissenschaftler eingeladen, die über die junge Generation forschen, darunter den Shell-Studien-Autor Ulrich Schneekloth. Auch diese große Jugendstudie zeigt Schneekloth zufolge regelmäßig eine Distanz der Jugend zur Kirche, zugleich aber auch eine hohe Zustimmung zu kirchlichen Werten oder Sehnsucht nach Sinn. Die Kirche solle diese Ergebnisse daher nicht als Absage der Jugend, sondern als Herausforderung betrachten, sagte er.

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