In der Türkei ist der seit März inhaftierte Deutsche Patrick Kraicker zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts bestätigte, das Urteil laute auf sechs Jahre und drei Monate Haft wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation.
26.10.2018

Eine zusätzliche Strafe von einem Jahr und acht Monaten wegen Betretens militärischen Sperrgebiets werde nicht vollstreckt, erklärte der Sprecher weiter. Kommentieren wollten das Auswärtige Amt und die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, das Urteil nicht. Nach Angaben des Auswärtigen Amts befinden sich außer Patrick Kraicker noch vier weitere Deutsche in der Türkei aufgrund von politischen Strafvorwürfen in Haft. Medienberichten zufolge wirft die türkische Justiz Kraicker vor, er habe sich einer Schwesterorganisation der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Kämpfer anschließen wollen. Seine Familie erklärt demgegenüber, er habe sich zum Wandern in der Türkei aufgehalten.

Ob die Verurteilung des Deutschen auch ein Thema für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sei, der sich gegenwärtig zu Gesprächen in der Türkei aufhält, ließ seine Sprecherin offen. Altmaier habe die Menschenrechtslage angesprochen. Solche Gespräche würden aber nicht öffentlich geführt.

Keine Fürsprecher

Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland, Mehmet Tanriverdi, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), man sei über das Urteil "geschockt: Wir sind überzeugt, dass es ein harmloser junger Gießener ist", sagte Tanriverdi. Das Urteil habe mit Rechtsstaatlichkeit nichts zu tun. "Alles sprach dafür, dass er unschuldig ist", sagte Tanrivedi. Der 29-Jährige habe allerdings keine Fürsprecher gehabt.

Für die Bundesregierung sei das Urteil eine "Demütigung", sagte Tanriverdi weiter. Es sei zu einem Zeitpunkt gefällt worden, während Altmaier in der Türkei Millionenverträge für die Wirtschaft unterschrieben habe. Die Initiative "Free Patrick - Freiheit für Patrick", die von der Kurdischen Gemeinde Deutschland unterstützt wird, hatte am Dienstag an Altmaier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert, sich für die Freilassung Kraickers einzusetzen.

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