Insgesamt gingen beim Nobelkomitee in Oslo 331 Nominierungen ein.
04.10.2018

Vor der Vergabe des Friedensnobelpreises am Freitag zeichnet sich kein deutlicher Favorit ab. Insgesamt gingen laut Nobelkomitee in Oslo für dieses Jahr 331 Nominierungen ein, 216 für Persönlichkeiten und 115 für Organisationen. Das ist die bislang zweithöchste Zahl von Vorschlägen - nach dem Rekord von 376 im Jahr 2016.

Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio hat wie jedes Jahr eine Favoritenliste erstellt. Henrik Urdal sieht das Welternährungsprogramm auf dem ersten Platz: "Hunger ist wieder einmal eine der großen humanitären Herausforderungen unserer Zeit."

Den kongolesischen Arzt Denis Mukwege und die Jesidin Nadia Murad sieht er ebenfalls als Top-Anwärter auf die renommierte Auszeichnung. Mukwege operiert in seiner Heimat vergewaltigte Frauen, die jetzt 25-jährige Murad war von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak als Sexsklavin verschleppt worden. Beide seien führende Persönlichkeiten, wenn es darum gehe, die Aufmerksamkeit auf sexuelle Gewalt in Konflikten zu lenken.

Auch #meetoo genannt

Auch die US-Bürgerrechtlerin Tarana Burke ist als Mitinitiatorin der #MeeToo-Kampagne für den Prio-Chef preiswürdig. Die zivile Seenotrettung im Mittelmehr spielt für Urdal in diesem Jahr auch eine Rolle: Er sieht die Organisationen SOS Méditerranée, "Ärzte ohne Grenzen" und das International Rescue Committee als mögliche Preisträger.

Mehrere Online-Wettbüros benennen andere Anwärter. So tauchen dort die Namen des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In und des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un auf. Ihr Aufeinandertreffen in diesem Jahr weckte Hoffnungen auf einen Friedensvertrag und nukleare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel. Hoch gehandelt wird auch US-Präsident Donald Trump aufgrund seiner Zusammenkunft mit Kim in Singapur.

Zuletzt hieß es jedoch in Medienberichten, dass Trump zumindest für dieses Jahr nicht mehr auf der Liste des Nobelkomitees stehe: Er soll von einer nicht dazu befugten Person vorgeschlagen worden sein, die unter falschem Namen ein Vorschlagsrecht vorgaukelte. Auch gelten das UN-Flüchtlingshilfswerk, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der inhaftierte saudische Blogger Raif Badawi, Papst Franziskus, die kritische russische Zeitung "Nowaja Gaseta" sowie die US-amerikanische Bürgerrechtsorganisation ACLU als mögliche Kandidaten.

Übergabe am 10. Dezember

Der Friedensnobelpreis wurde von dem schwedischen Chemiker und Industriellen Alfred Nobel (1833-1896) gestiftet. Der Erfinder des Dynamits widmete die Ehrung Verdiensten um Völkerverständigung, Abrüstung und Frieden. Der Preis ist mit neun Millionen Kronen (derzeit etwa 870.000 Euro) dotiert. In der Geschichte der seit 1901 verliehenen Auszeichnung war eine Reihe von Preisträgern von Anfang an umstritten: In den vergangenen Jahren galt das insbesondere für US-Präsident Barack Obama 2009 und die EU 2012.

Traditionell wird der Preis am 10. Dezember in Oslo überreicht, dem Todestag Nobels. 2017 ging er an das Anti-Atomwaffen-Bündnis Ican.

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