Berliner Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße
epd-bild / Norbert Neetz
Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier, sieht 28 Jahre Jahr nach der Wiedervereinigung neue Aufgaben für die Gedenkstätten zur deutschen Teilung.
02.10.2018

"Wir müssen heute viel mehr über Demokratie und Freiheit als grundlegende Werte unserer Gesellschaft sprechen." Dies sei vor fünf Jahren noch anders gewesen, sagte Klausmeier in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Populistische Anschauungen drängten inzwischen in alle Bereiche. Tabubrüche durch provokante Fragen etwa im Rahmen von Führungen seien keine Seltenheit mehr. So werde beispielsweise der "seit bald einer Generation bestehende Konsens, dass die DDR eine Diktatur war, mehr und mehr diffamiert und der SED-Staat schön geredet", sagte Klausmeier.

"Die Freiheit, in der wir seit 28 Jahren leben, wird durch Populismus und Rassismus infrage gestellt", sagte der Direktor der Stiftung Berliner Mauer weiter. Die Stiftung Berliner Mauer reagiere unter anderem mit Schulungen und Workshops für ihre Guides auf die neuen Herausforderungen. "Wir wollen, dass unsere Führer schnell und kompetent auf Provokationen reagieren können", sagte Klausmeier. Klar sei aber auch, dass "wir uns als Gedenkstätten insgesamt breiter aufstellen müssen".

Heute werden andere Fragen gestellt

"Unsere Bildungsarbeit braucht eine Perspektiverweiterung. Wir müssen uns auf eine neue Klientel einstellen, die andere Fragen stellt." Der Stiftungsdirektor sieht dabei das Interesse an der Geschichte der deutschen Teilung ungebrochen. Nicht nur die Gedenkstätten in Berlin an der Bernauer Straße oder in Hohenschönhausen hätten in den vergangenen Jahren stetig wachsende Besucherzahlen. Weiterhin hoch sei das Besucherinteresse auch in Gedenkstätten etwa in Bautzen, Torgau, Leipzig oder Erfurt. Dies gelte auch für die zahlreichen Grenzlandmuseen wie etwa Point Alpha an der thüringisch-hessischen Grenze, in Mödlareuth an der Grenze zu Bayern oder in der Gedenkstätte Deutsche Teilung in Marienborn.

Besucherzahlen seien zwar wichtig und notwendige Indikatoren für die Akzeptanz einer Einrichtung, so Klausmeier. Inhaltlich stehe die Auseinandersetzung mit dem schärfer werdenden politischen Diskurs und ein bröckelndes Demokratieverständnis im Mittelpunkt der erinnerungspolitischen Bildungsarbeit. Deshalb sehe er den 30. Jahrestag des Mauerfalls im kommenden Jahr als eine "Riesenchance, die Werte von 1989, von Demokratie und Freiheit, wieder herauszuarbeiten - in Abgrenzung zu jenen Kräften, die einer weltoffenen, diversifizierten Gesellschaft ablehnend gegenüberstehen", betonte der Direktor der Stiftung Berliner Mauer.

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