EKD-Vertreter Dutzmann
epd-bild/Rolf Zoellner
Der Missbrauchsbeauftragte Rörig dringt auf eine unabhängige Aufarbeitung des Missbrauchsfälle in der Kirche. Bei der evangelischen Kirche stößt der Vorschlag auf positive Resonanz.
25.09.2018

In der Debatte um das Ausmaß sexuellen Kindesmissbrauchs zeigt sich die evangelische Kirche offen für die vom Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig geforderte unabhängige Aufarbeitung über Fälle in den Kirchen. "Richtig an dem Vorschlag ist der Ansatz, dass eine sachgemäße Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs nicht durch die betroffenen Institutionen allein erfolgen kann", sagte der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin, Martin Dutzmann, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Prälat sagte, sinnvoll seien unabhängige Expertenkommissionen, wie sie einzelne Landeskirchen bereits eingesetzt hätten. "Darin arbeiten Vertreter von Opferhilfe, Psychologen und Juristen zusammen", erklärte Dutzmann. Wichtig sei vor allem, dass die Aufarbeitung unabhängig und sachgemäß geschehe. Man sei mit dem Missbrauchsbeauftragten über diese Fragen im Gespräch.

Aufarbeitung bislang in Eigenregie

Rörig hatte empfohlen, dass Bund und Länder zumindest teilweise die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und anderen Glaubensgemeinschaften übernehmen sollten. Der Staat trage Verantwortung für alle Kinder, auch für die, die sich in Obhut der Kirche befinden, sagte der Unabhängige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung der "Süddeutschen Zeitung" (Montag).

Der Staat müsse daher ein Interesse an einer tiefgehenden Aufarbeitung haben. Laut Rörig sollten Verträge zwischen Staat und Kirchen ein Akteneinsichtsrecht für Betroffene, Ermittlungs- und Zugangsbefugnisse sowie Entschädigungsansprüche regeln. Bislang führen die Kirchen die Aufarbeitung in Eigenregie.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz stellt am frühen Dienstagnachmittag in Fulda die in ihrem Auftrag erstellte Studie über die Missbrauchsfälle in der Kirche vor. Laut "Spiegel" und "Zeit" weist die Studie zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3.677 Kinder und Jugendliche als Opfer sexueller Vergehen durch 1.670 Priester, Ordensmänner und Diakone aus.

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