Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, in Darmstadt
epd-bild / Thomas Lohnes
Der Dalai Lama hat die Gründung der Europäischen Union nach zwei Weltkriegen als Modell für die Welt gelobt. Mit der Überwindung früherer Erbfeindschaften habe es in der EU in den vergangenen Jahrzehnten keine Kriegsgefahr mehr gegeben, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter.
19.09.2018

"Russland sollte der EU beitreten", schlug er vor. Die Kontinente sollten nach diesem Vorbild politische Unionen bilden, "die ganze Welt sollte eine Union sein". Der Dalai Lama war auf Einladung der Tibet-Initiative Deutschland zu einem Podiumsgespräch in das mit rund 1.300 Besuchern voll besetzte Kongresszentrum Darmstadtium eingeladen.

Gewaltfreiheit sei der einzige zukunftsstiftende Weg, unterstrich das tibetische Oberhaupt. "Die ganze Welt sollte demilitarisiert werden." In zwei bis drei Jahren könnten sich die Staaten auf ein Verbot der Atomwaffen einigen und dann die Angriffs- und schließlich die Verteidigungswaffen verbieten. Dieses Jahrhundert solle "ein Jahrhundert des Dialogs" sein, plädierte der Dalai Lama. Auch die Tibeter suchten weiterhin das Gespräch mit der chinesischen Regierung. "Wir haben die Forderung nach Unabhängigkeit aufgegeben, wir wollen eine gegenseitig akzeptable Lösung."

Mitgefühl und Mitleid

Der Dalai Lama betonte die Bedeutung von Mitgefühl und Mitleid. "Wir müssen zum Ausdruck bringen: Die Leiden der anderen, der Rohingya, der Palästinenser, sind unsere eigenen Anliegen." Auf die gewaltsame Vertreibung der Rohingya im buddhistischen Burma angesprochen, sagte er: "Wenn Buddha heute käme, würde er die Rohingya unterstützen." Flüchtlinge sollten daran denken, in ihre Heimat zurückzukehren und diese wieder aufzubauen, sagte der Dalai Lama auch mit Bezug auf Europa. Auch die Exil-Tibeter wollten dies tun. Das Wichtigste sei, Frieden in Syrien und den anderen Ländern zu schaffen.

Mit Blick auf die Religionen sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter: "Gott, Buddha oder Allah um Hilfe zu bitten, reicht nicht aus." Wenn wir heute die Religionsstifter träfen, würden sie fragen: "Wer hat die Probleme geschaffen? Ihr habt die Verantwortung!" Um gewaltfrei Veränderung zu schaffen, helfe Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, antwortete der Dalai Lama auf die einzige zugelassene Publikumsfrage. Aus Mitgefühl wachse Selbstvertrauen und daraus die Stärke, sich für andere einzusetzen. Damit sorge man auch für sich selbst.

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