Schüler zu Fuß auf dem Schulweg (Archivbild)
epd-bild / Michael Ruffert
Trotz regelmäßiger Kampagnen für den Schulweg zu Fuß steigt nach Angaben der Bremer Expertin Verena Nölle der Anteil der Kinder, die von Eltern mit dem Auto in die Schule gebracht werden.
03.08.2018

"Das behütende und eingrenzende Phänomen der Helikoptereltern, die übervorsichtig sind, nimmt weiter zu", sagte die Gründerin der Initiative "Schulexpress" im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Aktion unterstützt Kinder dabei, den Schulweg zu Fuß zurückzulegen.

Nach einer Forsa-Umfrage gingen 2016 in Deutschland nur noch 37 Prozent der Grundschüler zu Fuß zur Schule. Das Elterntaxi morgens stehen zu lassen, habe aber gleich mehrere Vorteile, betonte Nölle. "Das reduziert den Verkehr vor den Schulen, erhöht so die Sicherheit und hat auch Auswirkungen auf die Kinder selbst. Denn Mädchen und Jungen, die sich bewegen und zu Fuß gehen, nehmen die Welt intensiver wahr, was die Lernfähigkeit fördert." Wer sich weniger bewege, sei hingegen eher müde und passiv. "Und natürlich wird mit dem Fußweg auch die Umwelt entlastet."

Grundschüler treffen sich zu Laufgemeinschaften

Um das zu unterstützen, gründete Nölle 2004 an einer Grundschule im Bremer Ortsteil Borgfeld den ersten "Schulexpress". Der ist mittlerweile an mehr als 100 Schulen in Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und selbst in Österreich unterwegs: Im Umfeld der Schulen wurden "Haltestellen" eingerichtet, an denen sich Erst- und Zweitklässler zu Laufgemeinschaften treffen, um von dort zur Schule zu gehen - mit und ohne Begleitung der Eltern. "Und bei Wind und Wetter", ergänzte Nölle. Neue Projekte starten jetzt in Bremerhaven, Oldenburg und Berlin

"An Spitzentagen drängelten sich kurz vor 8 Uhr mehr als 200 Autos um die Grundschule in Borgfeld, um die Kinder pünktlich abzuliefern", erinnerte sich Nölle an die Anfänge. "Die Fußgänger mussten einen gefährlichen Hindernislauf zwischen hektisch geöffneten Türen, parkenden und losfahrenden Autos absolvieren." Eine Situation, die Nölle zufolge vor Grundschulen typisch ist.

Sicherer Fußweg

In den 1970er Jahren sind nach Angaben des Deutschen Kinderhilfswerkes noch rund 90 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler zu Fuß gegangen. Zu diesen Zahlen möchte Nölle wieder zurück. Auch, weil der selbst zurückgelegte Schulweg das Selbstbewusstsein der Kinder fördere, bekräftigte die Mutter von vier Kindern: "Selbst gehen macht stark."

Nölle rät Eltern, mit dem Schulstart einen sicheren Fußweg einzuüben. Sie kommt auch in die Schulen, informiert über Verkehrsicherheit und wirbt dort für mehr Bewegung. "Ich glaube auch, dass mit dem steigenden Mangel an Bewegung das Zappelphilipp-Phänomen zunimmt", warnte die "Schulexpress"-Gründerin. "Aus dem Bett an den Frühstückstisch, dann ins Auto und in der Schule auf den Stuhl im Klassenzimmer ohne sich groß bewegt zu haben - das kann nicht gut sein."

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