Erstklässler am ersten Schultag
epd-bild / Jens Schulze
"Alles hat ein Ende ... ": Für Tausende von Mädchen und Jungen in Deutschland endet bald die schulfreie Zeit. Besonders aufregend ist dabei natürlich die Einschulung. Den meisten Familien ist dieser Tag ein großes Fest wert, und das völlig zu Recht, sagt die Entwicklungspsychologin Maria von Salisch von der Leuphana Universität in Lüneburg im Gespräch mit dem epd.
02.08.2018

epd: Frau von Salisch, welche Bedeutung hat der Schulanfang für die Erstklässler und ihre Familien?

Maria von Salisch: Eine riesige! Kinder bereiten sich seit einigen Monaten darauf vor, indem sie "Schule" spielen, oft mit älteren Kindern, die die Gelegenheit nutzen, für diese Zeit in die Schuhe ihrer Lehrkräfte zu schlüpfen. Für Eltern tauchen Erinnerungen an ihre eigene Grundschulzeit auf, die unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie der "Ernst des Lebens" ihnen begegnet ist. "Wird mein Kind es besser machen als ich?" werden manche sich fragen. Für die allermeisten wird der Stolz auf ihr großes Schulkind im Vordergrund stehen.

epd: Was ändert sich für Eltern und Kinder?

von Salisch: Für Kinder stehen die unbekannte Lehrerin und die neuen Klassenkameraden im Mittelpunkt, oft mit den bangen Fragen: Wie kann ich hier Freundinnen und Freunde finden? Und: Wie kann ich es schaffen, dass die Lehrerin mir Aufmerksamkeit schenkt? Weitere Anforderungen betreffen das Stillsitzen und das "Arbeiten" unter fremder Regie, das oft mit Leistungsanforderungen verbunden ist. Zugleich wird von Schulkindern erwartet, dass sie kleinere Konflikte selbstständig lösen können. Daneben sind die Gebäude der Schule groß - man kann sich verlaufen, wenn man die Toilette oder die Sporthalle sucht. Und auch der Schulweg ist zunächst noch wenig vertraut.

Und für Eltern ändert sich die Organisation ihres Alltags: Schule fängt pünktlich an. Zugleich kommen auf die Eltern Anforderungen zu, sich an der Schullaufbahn ihres Kindes zu beteiligen, also zu Elternabenden und Elternsprechzeiten zu gehen, bei Schulfesten mitzumachen, aber auch ihrem Kind bei seinen Hausaufgaben zur Seite zu stehen. Für Eltern, die nicht das deutsche Schulsystem durchlaufen haben, sind diese Aufgaben manchmal schwierig zu durchschauen. Weiterhin geht es um die Öffnung der Eltern-Kind-Beziehung nach außen. Wichtig ist, dass Eltern keine Konkurrenz zur Lehrkraft aufbauen, die ihr Kind in Loyalitätskonflikte stürzen kann.

epd: Wie sollten die Familien mit der neuen Situation und dem besonderen Tag umgehen?

von Salisch: Sie sollten das Kind auf die Schule vorbereiten, indem man gemeinsam die Schule am Tag der offenen Tür erkundet. Den Schulweg üben. Die anderen Eltern kennenlernen, die bestimmt ebenso nervös sind. An diesem Tag geht es darum, das Kind mit ganz viel Zuversicht auszustatten, so dass es die ersten Hürden, die unweigerlich kommen, selbst nehmen kann. Das Kind und seinen Schuleintritt zu feiern, trägt sicher dazu bei, ein gutes Polster an Selbstvertrauen aufzubauen.

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