"Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht", sagt Kardinal Marx.
epd-bild/Norbert Neetz
"Eine Partei, die sich für das C im Namen entschieden hat, geht eine Verpflichtung ein", sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
18.07.2018

Kardinal Reinhard Marx hat die CSU ermahnt, sich stärker am christlichen Menschenbild zu orientieren. "Eine Partei, die sich für das C im Namen entschieden hat, geht eine Verpflichtung ein - im Sinne der christlichen Soziallehre besonders in der Haltung gegenüber den Armen und Schwachen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz der Wochenzeitung "Die Zeit". Marx: "Zu meinen, wir wandern am besten alle nach rechts, weil der Zeitgeist nach rechts wandert - das halte ich für eine falsche Einschätzung einer sehr komplexen Lage."

"Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht", unterstrich Marx: "Als Christen sind wir Patrioten und Weltbürger zugleich." In der Politik gehe der Trend derzeit stärker zum Nationalen, zur Selbstbehauptung, räumte der Erzbischof von München und Freising ein. "Damit greift eine Sichtweise um sich, die nicht die unsere ist: Den Wohlstand hier drinnen wollen wir behalten - und bedroht wird er angeblich von da draußen."

Marx: Europa darf keine Festung werden

Der Populismus versuche, "uns erst Angst einzujagen, dann kommen Misstrauen, Neid, Feindschaft und Hass und am Ende möglicherweise Gewalt und Krieg", warnte der Kardinal. Der Mensch sei von Natur aus solidarisch und hilfsbereit. "Aber er ist anfällig, wenn ihm die Angst die Sinne trübt", so Marx.

Er sehe zudem mit Sorge, dass "weite Teile der Gesellschaft verbal radikaler werden", sagte Marx. Dadurch erschienen Menschen auf der Flucht "und vor unseren Grenzen als Bedrohung unseres Wohlstandes, die wir abwehren müssen". Europa dürfe keine Festung werden, erklärte Marx. Das sei stets die Maxime der Kirche gewesen, "und jetzt sind wir auf dem besten Wege dahin", kritisierte der Theologe.

Zum Kruzifix-Streit in Bayern sagte Marx, er sei für das Kreuz im öffentlichen Raum. Die Begründung und die Art der Umsetzung habe er allerdings kritisiert. "Das Kreuz ist nicht ein Symbol der Abgrenzung, das aus taktischen Erwägungen oder zur politischen Inszenierung eingesetzt wird." Es wäre besser gewesen, man hätte vorher mit allen gesellschaftlichen Gruppen, auch den Atheisten oder Vertretern anderer Religionen, gesprochen, damit sie verstehen können, wofür das Kreuz stehe, und dass es ein Zeichen sei, das verbinden könne im Blick auf die Würde jedes Menschen, unterstrich der katholische Theologe.

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