Kommunion in der Kirche
epd-bild/Annette Zoepf
Der katholische Theologe Thomas Söding sieht in den jüngsten Entwicklungen im Streit um die Öffnung der katholischen Kommunion für protestantische Ehepartner Auftrieb für die Ökumene.
27.06.2018

"Konfessionsverschiede Ehepaare wissen nun, dass sie von der Kirche ernstgenommen werden", sagte er am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vatikan und die deutschen Bischöfe hätten sich auf einen "formalen Kompromiss" geeinigt, bei dem beide Seiten das Gesicht wahren könnten, erklärte der Professor für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum und Berater der Glaubenskommission der Bischofskonferenz.

Am Mittag hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) in Bonn mitgeteilt, dass ihr Vorsitzender Kardinal Reinhard Marx und der Papst bei einem Treffen wichtige Punkte geklärt hätten. Im Zentrum des Streits steht eine umstrittene Handreichung, die die Zulassung protestantischer Ehepartner an der Eucharistie in Einzelfällen vorsieht.

Orientierungshilfe statt offizielle Erklärung

"Die Handreichung der katholischen deutschen Bischöfe wird veröffentlicht - nur unter einem anderen Etikett", betonte Söding: "Das Papier erscheint nun als Orientierungshilfe des Ständigen Rats der Bischofskonferenz und nicht als offizielle Erklärung der gesamten Bischofskonferenz." Im Ständigen Rat sind die katholischen Bistümer vertreten. Der Text erscheine nun im Wesentlichen so, wie ihn die katholischen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im Februar verabschiedet hätten, sagte Söding - ergänzt um kleine Änderungen, wie es auch verabredet gewesen sei, jedoch ohne das Vorwort.

"Rom hatte nie inhaltliche Bedenken in Bezug auf den Text, sondern politische", erklärte Söding. "Wenn sich die ganze Bischofskonferenz als solche zu dem Papier bekennt, hätte man sich besser mit der Weltkirche vernetzen müssen." Mit der jetzt gefundenen Lösung stünden die Chancen gut dafür, dass sich der Anstoß der deutschen Bischöfe in der Universalkirche weiter verbreite, sagte Söding. Der Ständige Rat der Bischofskonferenz bietet dem Vatikan laut Mitteilung an, die Kurie bei der Vertiefung der Thematik zu unterstützen.

Nicht zur Kommunion zugelassen

Ende Februar hatte die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit mehr als Drei-Viertel-Mehrheit beschlossen, eine pastorale Handreichung für das Abendmahl von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession auf den Weg zu bringen. Sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki wandten sich daraufhin mit einem Brief an den Vatikan. Sie bezweifelten, ob eine nationale Bischofskonferenz über die Frage des Kommunionempfangs konfessionsverschiedener Ehepartner entscheiden darf. In einem Brief der vatikanischen Glaubenskongregation wurde die Handreichung Anfang Juni als noch nicht reif zur Veröffentlichung gestoppt. Bislang sind Protestanten in der Regel nicht zur katholischen Kommunion zugelassen.

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