Landesbischof Meister
epd-bild/Rolf Zöllner
Kurz vor der Entscheidung im niedersächsischen Landtag, ob der Reformationstag ein Feiertag wird, bezieht der hannoversche Landesbischof Position. Er kann Bedenken der Katholiken nicht nachvollziehen.
14.06.2018

In der Diskussion um den Reformationstag als Feiertag in Niedersachsen tritt der evangelische Landesbischof Ralf Meister der Einschätzung entgegen, dieser Tag stehe für die Kirchenspaltung. "Diesen Tag zum Kirchenspaltungstag zu stilisieren, hat uns überrascht und erschreckt", sagte der protestantische Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Hannover. Er widersprach damit Äußerungen der katholischen Kirche.

Entscheidung im Landtag

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte sich dafür starkgemacht, den Reformationstag zum arbeitsfreien Feiertag in Niedersachsen zu erklären. Der Landtag will in der kommenden Woche darüber abstimmen. Der Reformationstag erinnert an die Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther (1483-1546) gegen Missstände in der Kirche am 31. Oktober 1517. In einer Anhörung im Innenausschuss des Landtages hatte der katholische Prälat Felix Bernard argumentiert, der 31. Oktober erinnere immer noch primär an die Kirchenspaltung und sei deshalb als Feiertag nicht geeignet.

Bischof Meister wies darauf hin, dass es in den vergangenen Jahren eine Fülle positiver ökumenischer Begegnungen zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche gegeben habe, vor allem anlässlich des 500. Reformationsjubiläums 2017. So habe der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode vor der evangelischen Landessynode in Hannover von "unserem Reformationsgedenken" gesprochen. Und der designierte Hildesheimer katholische Bischof Heiner Wilmer habe 2017 in der deutschen evangelischen Kirche in Rom gepredigt. Umso irritierender sei es, dass die katholische Kirche jetzt plötzlich wieder von "Kirchenspaltung" spreche.

Verweis auf katholische Kirchengeschichtsschreibung

Meister wandte ein, selbst die katholische Kirchengeschichtsschreibung sehe den 31. Oktober 1517 nicht als Tag der Spaltung. Martin Luther habe erst 1520 mit der Papstkirche gebrochen. "Bis dahin lief alles mehr oder weniger nach der Maßgabe einer internen Auseinandersetzung innerhalb der römisch-katholischen Kirche." Ausschlaggebend für die spätere Spaltung sei die sogenannte "Bannandrohungsbulle" gewesen. Erst durch sie habe sich der Konflikt zugespitzt.

Darin forderte Papst Leo X. (1475-1521) den Reformator auf, einen Teil seiner 95 Thesen zu widerrufen. Falls Luther sich weigere, werde er exkommuniziert, also aus der Kirche ausgeschlossen. Luther reagierte auf die Drohung mit seiner Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen" und warf den päpstlichen Text am 10. Dezember 1520 in Wittenberg demonstrativ ins Feuer.

Bischof Meister betonte, die evangelische Kirche werde auf jeden Fall weiterhin das ökumenische Gespräch suchen - egal wie der Landtag entscheide: "Wir werden die Türen weiter offenhalten. Wir werden auf sie zugehen." Auch zu Veranstaltungen am 31. Oktober werde die katholische Kirche weiterhin eingeladen.

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