Nach Kritik am Talkshowformat hat Fernsehmoderatorin Sandra Maischberger der Forderung nach einer Pause für TV-Gesprächsrunden widersprochen und zu mehr Gelassenheit aufgerufen.
13.06.2018

"Die Sehnsucht nach der einen aufklärenden, neutralen, objektiven Stimme ist gerade in Umbruchzeiten nachvollziehbar", schrieb sie in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". "Aber sie gründet auf einer Eindeutigkeitsillusion: Es gibt auf manche Fragen eben keine eindeutige und damit befriedigende und oder gar befriedende Antwort."

Wer aus Angst vor einem falschen Wort gleich die Debatte vermeiden wolle, überlasse denen die Bühne, die diese Angst nicht haben, sie aber zu nutzen wüssten, erklärte Maischberger laut Vorabmeldung. "Wir sollten die Auseinandersetzung nicht scheuen, sondern mit ein wenig Gelassenheit sagen: Beruhigt euch. Streitet!"

"Provokation gehört zum Streit"

Massive Kritik an Talkshows hatte zuletzt der Deutsche Kulturrat geübt. Nach der ARD-Talksendung "Maischberger" zum Thema "Die Islamdebatte - Wo endet die Toleranz" forderte der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann, in der vergangenen Woche eine einjährige Pause für Talkshows. "Mehr als 100 Talkshows im Ersten und im ZDF haben uns seit 2015 über die Themen Flüchtlinge und Islam informiert und dabei geholfen, die AfD bundestagsfähig zu machen", erklärte Zimmermann.

Maischberger betonte, zum Streit gehörten Leidenschaft und Polemik, manchmal auch die Provokation. "Das gelingt meistens gut, hin und wieder entgleist die Debatte, bleibt der Erkenntnisgewinn im Eifer des Gefechts aus", erklärte sie. Manchmal machten Journalisten Fehler, stellten in der Talkshow die falschen Fragen oder diskutierten mit den falschen Gästen. Dass sie aber dafür verantwortlich sein sollen, dass die AfD groß gemacht wurde, "ist zu viel der Unehre", schrieb Maischberger.

Zuvor hatte auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey die Bedeutung von TV-Gesprächsrunden für die Gesellschaft verteidigt. "Talkshows behandeln die Themen, die die Menschen und die die Politik umtreiben, sie sind essentiell für das Gespräch in unserer Gesellschaft und inzwischen sind sie ein sozialhygienischer Faktor", sagte Frey am Montagabend in der 3sat-Sendung "Kulturzeit".

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