Rund 150 Frauen werden pro Jahr in Deutschland von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet.
epd-bild/Steffen Schellhorn
Die Schere zwischen der gesetzlichen Gleichberechtigung und der Lebenswirklichkeit von Frauen klafft noch immer weit auseinander. Tatsächlich werden sie vielfach zu Opfern von Gewalt in der Beziehung.
08.06.2018

Rund 150 Frauen werden nach Angaben der Bremer Frauensenatorin Anja Stahmann pro Jahr in Deutschland von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet. Die Zahl der Mordversuche sei doppelt so hoch. "Wir müssen dieses Thema aus der Tabuzone holen und offen darüber reden", unterstrich die Grünen-Politikerin am Freitag in Bremerhaven zum Abschluss der Konferenz der Gleichstellungsministerinnen des Bundes und der Länder.

Zugleich stünden viele Frauenhäuser unter Druck und müssten sogar in einigen Fällen Frauen abweisen. Dies sei ein unhaltbarer Zustand. Gewalt in nahen Beziehungen sei eine "Menschenrechtsverletzung", sagte die Frauensenatorin.

"Schlankheitswahn" in der Modebranche und der Werbung

Ein bundesweiter Runder Tisch solle über Maßnahmen beraten und die Finanzierung der Häuser sicherstellen, kündigte Stahmann an. Das Land Bremen habe eine Studie in Auftrag gegeben, um Schutzlücken zu identifizieren. Dazu gehöre auch die Frage, wohin die Frauen mit ihren Kindern gehen könnten, wenn sie das Frauenhaus verlassen.

Ferner habe die Konferenz Maßnahmen gegen den "Schlankheitswahn" in der Modebranche und der Werbung diskutiert, berichtete die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Christiane Rohleder. Die Konferenz habe den Auftrag erteilt, gesetzliche Regelungen für die Branche nach französischem Vorbild zu prüfen. Im Nachbarland müssten die Auftraggeber von Models nachweisen, dass die Frauen gesund und nicht magersüchtig seien. Werden Models bei Werbefotos digital verschlankt, müsse dies auf den Bildern kenntlich gemacht werden.

Noch viel zu tun

Sorge bereite den Frauen- und Gleichstellungsministerinnen der sinkende Anteil von Frauen in der Politik, sagte Stahmann. Nach 100 Jahren Wahlrecht für Frauen sei ihr Anteil in den Parlamenten viel zu gering. Allein im Bundestag seien nur 26 Prozent der Delegierten weiblich. "Wir haben in den vergangen 100 Jahren viel erreicht, aber es bleibt noch eine große Menge zu tun." Dazu gehöre die Förderung der politischen Bildung in den Schulen und eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Zu den weiteren Themen der Konferenz zählten die bessere Integration von geflüchteten Frauen in der Arbeitwelt und die Situation obdachloser Frauen.

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