Buchhandlung in Frankfurt
epd-bild / Falk Orth
07.06.2018

Der stetige Rückgang der Buchkäufer bereitet dem Buchhandel Sorgen. Die Umsatzentwicklung der Branche sei weniger das Problem, sagte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Umsätze seien bei einer Wellenbewegung langfristig stabil geblieben. Im vergangenen Jahr sei der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro gefallen. Die Zahl der Buchkäufer nehme indes seit 2013 kontinuierlich ab, im vergangenen Jahr sank sie um vier Prozent auf 29,6 Millionen. Im Jahr 2012 kauften noch 36,9 Millionen Menschen in Deutschland Bücher.

Der Umsatz beim E-Book fiel 2017 erstmals in Deutschland: Er ging um 1,4 Prozent zurück, wie der Schatzmeister des Börsenvereins, Matthias Heinrich, erläuterte. Dabei sei der Absatz um 3,9 Prozent auf 29 Millionen E-Books gestiegen, jedoch der durchschnittlich bezahlte Einzelpreis stärker gefallen. Außerdem ging auch hier die Zahl der Käufer zurück, sogar um knapp acht Prozent.

72.500 Titel erschienen

Alle Sachgruppen unter den Büchern büßten 2017 an Umsatz ein, außer dem Bereich Schule und Lernen, sagte der Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller. Mit knapp 72.500 Titeln seien im vergangenen Jahr ähnlich viele erstmals erschienen wie im Vorjahr, dabei seien 13,6 Prozent Übersetzungen aus anderen Sprachen. Der Lizenzverkauf deutscher Titel ins Ausland stieg um 7,5 Prozent auf knapp 7.900, insbesondere Reise-, Sach- und Schulbücher wurden stärker gefragt. Spitzenkäufer blieb bei leichtem Rückgang China.

Der Börsenverein habe den Rückgang der Buchkäufer untersucht, sagte die Leiterin Marktforschung, Jana Lippmann. Besonders stark sei der Rückgang bei den 20- bis 49-Jährigen. Diese Altersgruppen hätten 2017 ein Viertel bis ein Drittel weniger Geld für Bücher ausgegeben als 2013. Auch bei den Altersgruppen unter 20 Jahren und ab 50 Jahren habe die Zahl der Buchkäufer abgenommen, trotzdem gäben diese mehr Geld für Bücher aus als im Vierjahresvergleich, die über 70-Jährigen sogar 26 Prozent mehr.

Internet schlägt Buch

Lippmann führte den Trend auf ein verändertes Mediennutzungsverhalten zurück. Gerade in den Altersgruppen zwischen 14 und 49 Jahren sei die Internetnutzung stark gestiegen. Dazu trage auch die Entwicklung bei, dass die Zahl der Zuschauer von Serien bei Videostreamern wie Netflix stark wachse. Es sei bereits vom Phänomen des süchtigen "Binge-Watching" ("Koma-Glotzen") die Rede. Allerdings hätten in der Studie viele Teilnehmer berichtet, sie fühlten sich von der Schnelllebigkeit des Alltags, der Zeitknappheit und Reizüberflutung gestresst. Das Lesen von Büchern hingegen beschrieben sie positiv als Entspannung, emotionales Erleben und Eintauchen in andere Welten.

Studienteilnehmer schlugen laut Lippmann vor, Bücher an unerwarteten Orten greifbar zu machen, etwa in Fitnessclubs, in der Bahn oder in Parks. Auch könnten Speed-Datings zu Bücherthemen oder Buchfan-Treffen organisiert werden. Eine App könnte helfen, das persönlich gewünschte Buch zu finden. Der Buchhandel wolle an diesen Erkenntnissen ansetzen und eine Strategie entwickeln, näher an die Kunden heranzukommen, sagte Hauptgeschäftsführer Skipis.

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