Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, links) mit Mevluede Genc (Mitte) und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet vor der Gedenkveranstaltung zum 25. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen in Düsseldorf
epd-bild/Stefan Arend
Fünf Tote und viele Verletzte. So endete der Brandanschlag auf die Familie Genc in Solingen vor 25 Jahren. Am Dienstag wurde ihrer in Düsseldorf und Solingen gedacht. Die zentrale Botschaft: Hass und Ausländerfeindlichkeit Einhalt gebieten.
29.05.2018

Mit Gedenkveranstaltungen in Düsseldorf und Solingen ist am Dienstag an den Solinger Brandanschlag vor 25 Jahren erinnert worden. "Wir können und dürfen nicht vergessen, was passiert ist", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Düsseldorf. Gewalttaten, wie sie in Solingen passiert sind, seien eine "Schande für unser Land". Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte, der Brandanschlag sei "das schrecklichste Ereignis in der Geschichte Nordrhein-Westfalens".

Am 29. Mai 1993 hatten vier rechtsextreme Jugendliche Brandsätze in das Haus der türkischen Familie Genc in Solingen geworfen. Dabei kamen fünf Menschen ums Leben, 14 Familienmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt und leiden noch heute an den Folgen. Mevlüde Genc und ihr Mann Durmus verloren bei dem Brandanschlag ihre beiden Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte.

Dank an Mevlüde Genc

Ausdrücklich dankten Laschet und Merkel Mevlüde Genc, die damals trotz ihres Schmerzes über den Verlust ihrer Angehörigen zur Versöhnung aufgerufen habe. Trotz des schrecklichen Leids seien sie und ihre Familie "zu Botschaftern der Integration und des guten Miteinanders geworden sind", betonte Laschet. "Auf eine unmenschliche Tat haben sie mit menschlicher Größe reagiert", sagte Bundeskanzlerin Merkel.

Mevlüde Genc rief dazu auf, dem Hass Einhalt zu gebieten: "Wir alle sind Gottes Geschöpfe." Sie wünsche sich, dass alle "in Brüderlichkeit zusammenleben" und den Blick auf die Zukunft richteten. Niemand solle den Schmerz ertragen, den sie erlitten habe. Sie bedankte sich für die Gedenkveranstaltung, weil die Anwesenden diesen Schmerz mit ihr geteilt hätten. Ihre Heimat sehe sie weiterhin in Deutschland und in der Türkei.

Der stellvertretende NRW-Ministerpräsident und Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) verwies darauf, dass der Anschlag von Solingen der Höhepunkt einer Serie fremdenfeindlicher, rassistischer Anschläge auf Ausländer in Deutschland gewesen sei. Schuld daran sei auch eine "Hassrhetorik" gewesen, die damals wie auch heute in der Gesellschaft festzustellen sei. Umso mehr danke er Mevlüde Genc dafür, dass sie mit ihrem Einsatz für das Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken ein Zeichen gesetzt habe. Das Fundament des Zusammenlebens gebe das Grundgesetz vor: "Die Würde des Menschen ist unantastbar."

Gedenkveranstaltung wegen Unwetter abgebrochen

Der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) unterstrich, dass von dem fremdenfeindlichen Anschlag von Solingen "eine deutliche Warnung ausgehen" müsse. Politiker müssten sich auch heute davor hüten, Ressentiments und Ängste in der Bevölkerung zu wecken. Der 25. Jahrestag des Solinger Anschlags erinnere daran, "was passiert, wenn sich verantwortungslose Worte verselbstständigen".

Die Gedenkveranstaltung, die an einem Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg stattfand, musste wegen eines schweren Unwetters vorzeitig abgebrochen werden. Ursprünglich hatten noch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein türkischer Amtskollege Mevlüt Cavusoglu sprechen sollen.

Für den Abend war noch ein interreligiöses Gebet in der Evangelischen Stadtkirche am Fronhof geplant. Dort sollte auch die Auszeichnung "Silberner Schuh" an den Solinger Arzt Christoph Zenses vergeben werden. Zudem war noch eine gemeinsame Iftar-Feier, das abendliche Fastenbrechen im Monat Ramadan, geplant. Ob ein stilles Gedenken und ein Schweigemarsch zu dem früheren Wohnhaus der Familie Genc in der Unteren Wernerstraße wie geplant stattfinden kann, war am frühen Dienstagabend aufgrund des Unwetters noch unklar.

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