Der WDR hat einen langjährigen Fernsehkorrespondenten nach Vorwürfen sexueller Belästigung entlassen.
28.05.2018

"Wir bestätigen, dass einem Mitarbeiter nach sorgfältiger Prüfung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe fristlos gekündigt wurde", sagte ein Sendersprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Köln. Zunächst hatten das Magazin "Stern" und das Recherchebüro Correctiv über die Kündigung berichtet.

Erste Anschuldigungen gegen den Mann waren bereits Anfang April bekanntgeworden. Damals berichteten "Stern" und Correctiv von zwei Frauen, die dem Korrespondenten sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch vorgeworfen hatten. Demnach soll der langjährige Auslandskorrespondent unter anderem einer ehemaligen Praktikantin des Senders in einem Hotelzimmer einen Porno gezeigt und einer weiteren Mitarbeiterin anzügliche Nachrichten geschickt haben. Der Mann war schließlich freigestellt worden.

Keine weiteren Angaben zu dem Fall

Der WDR habe in den vergangenen Wochen neue Hinweise mehrerer Betroffener erhalten, erklärte der Sprecher. Diese seien im Anschluss sorgfältig geprüft worden. "Auch nach Anhörung des Mitarbeiters stufte der WDR die Vorwürfe als glaubhaft und so gravierend ein, dass er die entsprechende Konsequenz gezogen hat", sagte der Sendersprecher. Zum Schutz von Persönlichkeitsrechten und aus arbeitsrechtlichen Gründen werde der Sender keine weiteren Angaben zu dem Fall machen.

Seit Anfang April hatten verschiedene Medien über mutmaßliche Fälle sexueller Belästigung durch verschiedene WDR-Mitarbeiter berichtet, die in manchen Fällen mehrere Jahrzehnte zurückliegen sollen. Mehrere Frauen beschuldigten etwa Gebhard Henke, den Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie des Senders. Henke, der zurzeit freigestellt ist, war über seinen Anwalt selbst an die Öffentlichkeit gegangen und weist die Vorwürfe zurück.

Der WDR lässt die Vorwürfe gegen die Mitarbeiter derzeit intern untersuchen. Dem Sender wird vorgehalten, Führungskräfte hätten Hinweise auf mögliche Belästigungen in den vergangenen Jahren nicht ausreichend ernst genommen. Ende April hatte der öffentlich-rechtliche Sender die frühere EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies (SPD) als externe Gutachterin eingeschaltet. Sie soll den Umgang der Senderspitze mit den Vorwürfen im Haus überprüfen.

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