Ausgrabungen der Aktion Sühnezeichen in der Gedenkstätte Augustaschacht bei Osnabrück (Archivbild)
epd-bild / Detlef Heese
Angesichts einer Häufung antisemitischer Vorfälle in den vergangenen Wochen hat die Geschäftsführerin von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF), Dagmar Pruin, mehr Investitionen in schulische und außerschulische Bildungsprojekte gefordert.
23.05.2018

"Antisemitismus in unserem Land ist nichts Neues und war auch nicht in den letzten Jahrzehnten verschwunden", sagte Pruin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Umfragen zeigten immer wieder, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung antisemitische Ansichten hätten.

"Wer hier nur auf Migrantinnen und Migranten schaut, verkennt schlicht unser Problem", sagte Pruin und fügte hinzu: "Neu ist, wie ungezwungen und ungestört sich der Antisemitismus wieder Bahn bricht und wie deutlich er auch in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist." Menschen würden heute unerschrockener benennen, was sie vorher nur im Herzen getragen haben. "Und ich erlebe, dass wir eine Politik der Tabubrüche haben und diese gesellschaftlich akzeptierter werden", betonte die ASF-Geschäftsführerin.

Engagement der Zivilgesellschaft gefordert

Wachsender Antisemitismus sei nicht nur eine Frage der Einwanderungsgesellschaft, sondern auch eine Frage der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Wenn sich die Gesellschaft verändere, müssten sich auch die pädagogischen und politischen Antworten auf Herausforderungen ändern, erklärte die ASF-Geschäftsführerin. Wichtig sei, dass Räume geschaffen werden, um Erfahrungen zu sammeln. Nötig sei zudem, dass die Politik "mehr investiert sowohl in die schulische Bildung als auch in die außerschulische Bildung", betonte Pruin. Auch ein breites Engagement der Zivilgesellschaft gegen Antisemitismus sei notwendig.

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) feiert sein 60-jähriges Bestehen am kommenden Wochenende mit mehreren Veranstaltungen. Die Initiative war am 30. April 1958 am Rande der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unter maßgeblicher Mitwirkung des NS-Widerstandkämpfers und evangelischen Christen Lothar Kreyssig gegründet worden. Seitdem engagiert sich der Verein für die Versöhnung mit Ländern, die am stärksten unter dem Nationalsozialismus gelitten haben. Ebenso setzt sich ASF gegen Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ein.

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