Nach der erzwungenen Freilassung eines abgelehnten Asylbewerbers aus Togo hat die Polizei bei einer Razzia den 23-jährigen Mann wieder festgenommen.
03.05.2018

Die Polizei stürmte am Donnerstagmorgen eine Flüchtlingsunterkunft im baden-württembergischen Ellwangen, in der sich der Togoer aufhielt. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) begrüßte den Einsatz. Es müsse mit Härte vorgegangen werden, erklärte er in Berlin.

Bei dem Einsatz wurden drei Flüchtlinge und ein Polizeibeamter verletzt, die ambulant in einem Krankenhaus behandelt werden mussten. Acht weitere Menschen wurden von Rettungskräften vor Ort versorgt, unter anderem wegen Prellungen.

Drohungen am Montag

Das Polizeipräsidium Aalen erklärte, dass durch die Aktion künftiger, organisierter und möglicherweise bewaffneter Widerstand gegen Behördenmaßnahmen verhindert werden solle. Drohungen am Montag hätten in diese Richtung gewiesen.

In der Nacht zum Montag hatten vier Streifenbeamte den Togoer zur Abschiebung abholen sollen. Zwischen 150 und 200 Bewohner der Landeserstaufnahmeeinrichtung hätten sich dann mit dem Mann solidarisiert, hieß es. Sie hätten die Polizisten durch aggressives Verhalten genötigt, den Togoer wieder freizulassen. Dass die Polizei erst am Donnerstag auf die Gefangenenfreipressung reagierte, sei der Vorbereitung geschuldet.

Der Togoer wurde nach seiner Festnahme am Donnerstag den Angaben zufolge in eine andere Landeserstaufnahmeeinrichtung verlegt. Er soll gemäß dem Dublin-Abkommen nach Italien als Erstaufnahmeland abgeschoben werden. Insgesamt sollen 15 Unruhestifter laut Polizei in andere Aufnahmeeinrichtungen verlegt werden.

Friedliches Miteinander

Seehofer betonte, das Vorgehen der Behörden habe seine Unterstützung. Die gescheiterte Abschiebung bezeichnete als "Schlag ins Gesicht der rechtstreuen Bevölkerung". "Das Gastrecht darf nicht in dieser Weise mit Füßen getreten werden", sagte er.

Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk verurteilte die gewaltsamen Übergriffe auf Polizisten durch Bewohner der Unterkunft. "Vorfälle wie die in Ellwangen schaden denjenigen, die in Deutschland auf Schutz angewiesen sind - und die genauso ein friedliches Miteinander wünschen wie die Deutschen", sagte der UNHCR-Repräsentant in Deutschland, Dominik Bartsch. Aggressiver Widerstand gegen eine rechtsstaatlich getroffene Entscheidung sei nicht zu rechtfertigen.

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