Berlin (epd). Dies sei gemeinsam mit der Staatskapelle Berlin und dem West-Eastern Divan Orchestra entschieden worden, teilte die Barenboim-Said Akademie am Montag in Berlin mit. "Kommerzielle Interessen dürfen nicht überwiegen, wenn es um so essenzielle Fragen des Anstands und unserer Menschlichkeit geht", begründete der Chefdirigent der Berliner Staatskapelle und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden seinen Schritt.
Barenboim wurde laut Echo-Homepage zwischen den Jahren 2000 und 2013 insgesamt acht Mal mit dem Deutschen Musikpreis ausgezeichnet, unter anderen zusammen mit der Staatskapelle und das West-Eastern Divan Orchestra, das er als Nahost-Versöhnungsprojekt gegründet hat.
Verhöhnung von Holocaust-Opfern
Die Auszeichnung der beiden Rapper am 12. April hatte eine breite Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Kollegah und Farid Bang erhielten den Echo für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National, obwohl bereits ihre Nominierung auf großen öffentlichen Protest gestoßen war. Auf dem Album findet sich etwa die Textzeile "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815": "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen".
Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und die offene Verachtung von vermeintlich Schwächeren und Minderheiten seien ein Missbrauch von Freiheit, "den wir als Gesellschaft niemals tolerieren dürfen", sagte Barenboim weiter. Deshalb habe er sich gemeinsam mit den beiden Orchestern entschieden, die Auszeichnungen geschlossen zurück zu geben.
Änderungen bei Nominierung
Inzwischen haben etliche Echo-Preisträger ihre Auszeichnungen aus Protest zurückgegeben. Der Safthersteller Voelkel hat sich als Sponsor der Preisgala zurückgezogen. Der Bundesverband Musikindustrie, der die Auszeichnungen vergibt, denkt über grundlegende Änderungen bei Nominierung und Preisvergabe nach.
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