Die Debatte über die umstrittene Auszeichnung der Rapper Kollegah und Farid Bang geht weiter.
epd-bild / Gustavo Alàbiso
Der Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner kritisiert eine "hyperkommerzialisierte Desaster-Veranstaltung".
18.04.2018

Das Internationale Auschwitz Komitee fordert vor dem Hintergrund der umstrittenen Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang null Toleranz gegenüber Antisemitismus und Ausgrenzung. Das Prinzip null Toleranz sei offensichtlich "aus Gründen der Verunsicherung und der Bequemlichkeit in vielen Zusammenhängen längst aufgegeben worden", kritisierte der Exekutiv-Vizepräsident des Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, am Mittwoch in Berlin. "Wenn in Deutschland in zukünftigen Jahren, Christen Juden und Muslime friedlich miteinander leben wollen, dann ist es jetzt dringend an der Zeit, die wehrhafte Demokratie und die Klarheit des Grundgesetzes zu verteidigen", sagte Heubner.

Er warnte davor, die Debatte über die beiden Rapper weiterhin ausschließlich auf deren Auszeichnung mit dem Echo zu fokussieren. "Das, was uns allen angesichts dieser hyperkommerzialisierten Desaster-Veranstaltung deutlich geworden ist, ist vor allem ein Echo darauf, was in unserer Gesellschaft insgesamt falsch läuft und was uns im Blick auf eine partielle Verrohung, Aggressivität und militante Hassgesänge längst hätte aufstören müssen", sagte Heubner.

"Überdeutliches Signal"

Der Skandal um die Echo-Verleihung sei das dringend notwendige Signal, Antisemitismus, Intoleranz und Hassgesänge unter dem Diktum der künstlerischen Freiheit nicht mehr so einfach hinzunehmen und auch noch kommerziell zu protegieren. Der Hass gegenüber Juden, der sich aktuell auch auf deutschen Schulhöfen austobe, die Diskriminierung anderer Schüler durch aggressive und medial hochgeputschte Kids sei ein überdeutliches Signal, "dass in unserer Gesellschaft über dieses Phänomen breit nachgedacht und gehandelt werden muss", forderte Heubner.

Kollegah und Farid Bang waren in der vergangenen Woche beim Musikpreis Echo für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" in der Kategorie Hip-Hop/Urban National ausgezeichnet worden, obwohl bereits ihre Nominierung auf großen öffentlichen Protest gestoßen war. In ihrem aktuellen Album findet sich etwa die Textzeile "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow". Auf der Bonus-EP des Albums heißt es im Song "0815": "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen".

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