Luther-Denkmal in Hannover: Auf seinen Thesenanschlag geht der Reformationstag zurück.
epd-bild/Norbert Neetz
"So schön neue Feiertage für den einzelnen Arbeitnehmer kurzfristig auch sind, gesetzliche Feiertage verteuern die Arbeit in Deutschland", sagt der sächsische Ministerpräsident.
17.04.2018

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sieht die Einführung des Reformationstages als Feiertag in den norddeutschen Bundesländern kritisch. "So schön neue Feiertage für den einzelnen Arbeitnehmer kurzfristig auch sind, gesetzliche Feiertage verteuern die Arbeit in Deutschland", sagte Kretschmer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). Es grenze an "Übermut", wenn angesichts der wachsenden internationalen Konkurrenz deutschen Unternehmen neue Belastungen aufgeladen würden, auch wenn es dafür "aus christlicher Tradition gute Gründe geben mag".

Die norddeutschen Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein streben derzeit gemeinsam die Einführung eines neuen Feiertages am 31. Oktober an, um ein Ungleichgewicht zu den übrigen Bundesländern zu beseitigen, an denen mehr Tage im Jahr arbeitsfrei sind. Auch in Sachsen ist der Reformationstag Feiertag. Kretschmer wies in dem Zeitungsinterview darauf hin, dass anders als in den anderen 15 Bundesländern dort auch der Buß- und Bettag bis heute arbeitsfrei ist. "Aber die sächsischen Arbeitnehmer zahlen seit 1995 für den freien Arbeitstag einen höheren Beitrag zur Pflegeversicherung", erklärte Kretschmer.

Intensive Debatte in Niedersachsen

Die Ministerpräsidenten der norddeutschen Länder haben sich auf eine gemeinsame Linie zur Einführung des Reformationstags als neuen Feiertag verständigt. Schleswig-Holstein und Hamburg haben den 31. Oktober bereits zum gesetzlichen Feiertag erklärt. In Niedersachsen, wo das Thema unter anderem wegen der Belastungen für die Wirtschaft kontrovers diskutiert wird, muss der Landtag noch über den Gesetzentwurf der schwarz-roten Koalition abstimmen. In Bremen hat sich die Bürgerschaft in erster Lesung ebenfalls für den Reformationstag als Feiertag ausgesprochen. Das Parlament des kleinsten Bundeslandes will aber abwarten, wie Niedersachsen entscheidet, bevor es sich endgültig festlegt.

Der Reformationstag geht auf das Jahr 1517 zurück. Vor rund 500 Jahren hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.

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