Nach einem erfundenen Bericht über einen Terroranschlag drohen dem Betreiber des "Rheinneckarblogs", Hardy Prothmann, strafrechtliche Konsequenzen.
28.03.2018

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat ein Ermittlungsverfahren gegen Prothmann eingeleitet, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte. Grundlage sei der Verdacht der Störung des öffentlichen Friedens durch Vortäuschen der Verwirklichung von schweren Straftaten.

"Rheinneckarblog" hatte in der Nacht zum Sonntag einen Bericht über einen angeblichen Anschlag in Mannheim online gestellt. "Überall in den Straßen liegen leblose Körper auf dem Boden. In der Luft liegt der Geruch von Blut. Verletzte schreien oder betteln um Hilfe", hieß es in dem Beitrag, in dem von insgesamt 50 mit Messern und Macheten bewaffneten Angreifern die Rede war. 136 Menschen seien bei dem "bisher größten Terroranschlag in Westeuropa" an mindestens 25 Tatorten getötet worden.

Hinter Bezahlschranke verborgen

Die Redaktion erklärte im unteren Teil des Artikels zwar, dass der Terroranschlag erfunden war. Zudem band sie später einen Tweet der Polizei ein, der dies ebenfalls klarstellte. Der Teil mit der Erklärung war allerdings bis zum Montag hinter einer Bezahlschranke verborgen. Der Polizei-Tweet erschien zwar im frei zugänglichen Teil des Artikels und versehen mit einer Bildunterschrift, die den Beitrag als Fake News kennzeichnete. In dem ihn umgebenden Abschnitt war jedoch von einer allgemeinen Nachrichtensperre rund um den Terroranschlag die Rede.

Die Redaktion des Blogs wollte mit dem Bericht nach eigenen Angaben provozieren und eine Debatte über mögliche Bedrohungslagen und Fake News anregen. Sie hatte den Fake-Artikel demnach schon länger geplant und bereits im Dezember den Mannheimer Polizeipräsidenten Thomas Köber und den Oberbürgermeister der Stadt, Peter Kurz (SPD), darüber informiert.

Polizei informiert

Beide hätten von einer Veröffentlichung abgeraten. "Dieser Bitte sind wir zunächst gefolgt", erklärte Redaktionsleiter Prothmann in einer Stellungnahme. Aufgrund "aktueller Ereignisse" habe sich die Redaktion dann jedoch eigenverantwortlich entschieden, den Text zu publizieren, und kurz nach der Veröffentlichung die Polizei informiert.

Der Fake-Artikel hatte in sozialen Netzwerken für scharfe Kritik gesorgt. Der Deutsche Presserat prüft den Beitrag nach Beschwerden. Der Dienstleister Steady, der das Bezahlsystem für das Blog bereitstellt, sprach eine Verwarnung aus.

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