Dresden/Berlin (epd). Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend in Dresden hatten sich Tellkamp und der Dichter Durs Grünbein einen Schlagabtausch zum Thema Meinungsfreiheit geliefert. Unter anderem vertrat Tellkamp die Ansicht, dass mehr als 95 Prozent der Flüchtlinge nicht vor Krieg und Verfolgung fliehen würden, sondern kommen, "um in die Sozialsysteme einzuwandern".
Kritik an Medien
Der in Berlin ansässige Suhrkamp-Verlag, der auch Tellkamps Erfolgsroman "Der Turm" veröffentlicht hat, twitterte am Freitag: "Aus gegebenem Anlass: Die Haltung, die in Äußerungen von Autoren des Hauses zum Ausdruck kommt, ist nicht mit der des Verlags zu verwechseln." Nach Angaben des "Tagesspiegels" vom Freitag sagte der 49-jährige Tellkamp zu den Motiven von Flüchtlingen in der Debatte unter anderem: "Die meisten fliehen nicht vor Krieg und Verfolgung, sondern kommen her, um in die Sozialsysteme einzuwandern, über 95 Prozent." Unter anderem kritisierte er die Medien und behauptete: "Viele Journalisten sind auf Regierungslinie."
Die Diskussion vor rund 1.000 Teilnehmern im Dresdner Kulturpalast stand unter dem Motto "Streitbar". Ausgangspunkt war die "Charta 2017", die sich im vergangenen Jahr gegen den Ausschluss rechter Verlage von der Buchmesse ausgesprochen hatte. In der Erklärung, die eine Dresdner Buchhändlerin initiiert hatte, warnten die Unterzeichner vor einer "Gesinnungsdiktatur". Der gebürtige Dresdner Tellkamp gehörte zu den Erstunterzeichnern.
Wandel in Debatte
Grünbein, ebenfalls in Dresden geboren, hatte die Charta nicht unterzeichnet. Bei der Diskussion am Donnerstagabend betonte er den Wert der "freien uneingeschränkten Meinungsäußerung". Zugleich kritisierte er die "Zunahme an aggressiver Verbalität" und warb für einen unbedingten Wandel in der politischen Debatte.
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