Sammelabschiebung vom Münchner Flughafen nach Afghanistan (Archivbild)
epd-bild/Lukas Barth
Vor dem Hintergrund neuer Zahlen zur Lage in Afghanistan haben Menschenrechtler eine weitere, für diesen Dienstag angekündigte Sammelabschiebung in das asiatische Land kritisiert.
19.02.2018

Rund 70 Prozent des Staatsgebietes würden von Warlords und islamistischen Extremisten kontrolliert, sagte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius, am Montag in Göttingen. Aktuelle Statistiken belegten, dass fast drei Viertel aller nach Afghanistan zurückkehrenden Flüchtlinge innerhalb von wenigen Monaten erneut vor Gewalt fliehen müssten.

Staat im Bürgerkrieg

Im vergangenen Jahr habe sich die Zahl der Afghanen auf der Flucht täglich um durchschnittlich 1.200 Menschen erhöht, fügte Delius hinzu: "Die Zahlen zu Flucht und Gewalt in Afghanistan lesen sich wie eine Bilanz des Schreckens." Sie seien "überzeugender als alle Sonntagsreden von Politikern, mit denen die Lage in Afghanistan schöngeredet wird".

Realistischer als die deutsche Politik sind der Gesellschaft für bedrohte Völker zufolge die Vereinten Nationen. Sie hätten Afghanistan im Jahr 2017 als Land zurückgestuft - von einer Post-Konflikt-Situation zu einem Staat im Bürgerkrieg. "Dies stimmt zwar nicht hoffnungsvoll, ist aber zumindest ehrlich", sagte Delius. Seit dem vergangenen Jahr gab es acht Sammelabschiebungen nach Afghanistan. In Göttingen ist am Dienstag eine Demonstration gegen die Abschiebungen angekündigt.

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