Titelseiten von FR und FNP am Freitag
epd-bild/Norbert Neetz
Die FR, einst führende linksliberale Zeitung, wechselt gemeinsam mit der FNP unter das Dach der Ippen-Verlagsgruppe. Die Fazit-Stiftung, die auch die FAZ herausgibt, verkauft die beiden Titel.
09.02.2018

Der Münchner Verleger Dirk Ippen übernimmt die "Frankfurter Rundschau" (FR) und die "Frankfurter Neue Presse". Die Fazit-Stiftung als Mehrheitseignerin der beiden Zeitungen und die Zeitungsholding Hessen (ZHH), deren Eigentümerin mehrheitlich die Ippen Mediengruppe ist, haben sich über den Verkauf an die ZHH verständigt, wie die Fazit-Stiftung am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte. Die Stiftung gibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) heraus. Das Bundeskartellamt muss den Verkauf noch genehmigen.

Journalistengewerkschaften äußerten Sorge um den Erhalt der Arbeitsplätze. Im Kaufpaket enthalten sind neben der FR und der "Frankfurter Neuen Presse" mit ihren Regionalausgaben auch das Anzeigenblatt "Mix" am Mittwoch, die Vermarktungsgesellschaft RheinMain.Media, die Digitalagentur Rhein-Main.Net und die Frankfurter Societäts-Druckerei. Diese Titel und Unternehmen bilden die Mediengruppe Frankfurt, die früher Frankfurter Societät hieß. Minderheitsgesellschafter der neuen Eignerin ZHH ist das in Gießen ansässige Mittelhessische Druck- und Verlagshaus (MDV) der Familie Rempel.

"Starker Partner"

"Mit der Zeitungsholding Hessen haben wir einen starken Partner gefunden, der über eine sehr gute Basis zur Zukunftssicherung und Weiterentwicklung unserer regional ausgerichteten Titel 'Frankfurter Neue Presse' und 'Frankfurter Rundschau' verfügt", erklärte der Vorsitzende des Kuratoriums der Fazit-Stiftung, Andreas Barner. Fazit fokussiere sich mit der FAZ "auf eine klare nationale Strategie". Zehn Prozent an der FR behält die Karl-Gerold-Stiftung, die bis 2004 Alleineigentümerin des Blattes war, wie ein Fazit-Sprecher dem epd sagte.

In den vergangenen Monaten hatten nach Angaben der Fazit-Stiftung Sondierungen mit "verschiedenen Marktteilnehmern" stattgefunden. "Die Gesellschafter der ZHH haben in der Vergangenheit bewiesen, Medien in regionalen Kontexten verlegerisch, kaufmännisch und organisatorisch erfolgreich weiterzuentwickeln und für die Zukunft aufzustellen", erklärte Barner.

ver.di: Betriebsräte nicht eingebunden

Die Gewerkschaft ver.di kritisierte, dass die Verkaufsverhandlungen ohne Beteiligung und Information der Betriebsräte geführt worden seien. Nun seien "umfassende Zusagen für die Arbeitsplätze in Verlagsbereichen und der Druckerei" erforderlich, erklärte der Leiter des hessischen ver.di-Fachbereichs Medien, Manfred Moos. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass die beiden Tageszeitungen als unabhängige Stimmen erhalten blieben und keine Zusammenlegung der Redaktionen erfolge.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die neuen Eigentümer auf, den Fortbestand der FR sicherzustellen. "Die Kollegen, die dort noch arbeiten, müssen eine Zukunftsperspektive haben", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Von DuMont zur FAZ

Die FAZ und ihr Schwesterverlag Frankfurter Societät hatten die FR Anfang 2013 vom Kölner DuMont-Konzern übernommen. Das Blatt hatte zuvor Insolvenz angemeldet. Die Societät hielt seitdem 55 Prozent an der FR, 35 Prozent lagen bei der FAZ. Von den zuletzt etwa 100 festangestellten FR-Redakteuren war die Hälfte untertariflich bei einer Tochtergesellschaft beschäftigt.

Die FR galt lange Zeit als führende linksliberale Intellektuellen-Zeitung. In ihren Hochzeiten verkaufte sie gut 200.000 Exemplare, im Jahr 2013 waren es noch 80.000 Stück. Inzwischen wird die Auflage der FR nicht mehr separat ausgewiesen. Die Ippen-Gruppe, die in Bayern unter anderem den "Münchner Merkur" und die Boulevardzeitung "tz" herausgibt, beherrscht in Nordhessen den Zeitungsmarkt komplett. Auch in Osthessen ("Hersfelder Zeitung") sowie in Offenbach ("Offenbach Post") besitzt Ippen Verlage. Die Zeitungsgruppe gilt als fünftgrößte Verlagsgruppe auf dem Markt der Abonnementzeitungen in Deutschland.

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