Erdbeben-Opfer in Nepal 2015
epd-bild/ADH/Timm Schamberger
Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist nach Angaben der Vereinten Nationen so hoch wie nie zuvor. Zur Versorgung der Opfer von Konflikten und Naturkatastrophen werde 2018 die Rekordsumme von 22,5 Milliarden US-Dollar benötigt, sagte der UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock.
01.12.2017

Mit dem Geld sollen dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente, Unterkünfte und andere Hilfsgüter für 91 Millionen Menschen finanziert werden. Lowcock hob hervor, dass sich die humanitäre Lage ungeachtet des Rekordbedarfs in manchen Regionen verbessere.

So würden in Äthiopien, Mali, Afghanistan, Irak oder der Ukraine künftig weniger Hilfen gebraucht als im laufenden Jahr. Auch Somalia, wo 2017 noch eine Hungersnot gedroht habe, befinde sich wegen der starken internationalen Hilfe auf dem Weg der Erholung. Dort sei es jetzt allerdings notwendig, in Wiederaufbau und Widerstandsfähigkeit zu investieren, damit die Bevölkerung künftige Krisen besser meistern könne. In Somalia herrscht seit Jahrzehnten ein blutiger Konflikt zwischen der Regierung, die nur geringe Teile des Landes kontrolliert, und der islamistischen Terrorgruppe Al-Shabaab. Auch Kämpfe zwischen Milizen fordern immer wieder Tote.

Neue Länder gewinnen

Gleichzeitig gebe es Krisen, in denen 2018 deutlich mehr Hilfe benötigt werde. Im Jemen etwa drohe eine Katastrophe, wie die Menschheit sie seit Jahrzehnten nicht gesehen habe, warnte Lowcock. Mehr als sieben Millionen der 25 Millionen Jemeniten befänden sich am Rande einer Hungersnot, weitere 13 Millionen bräuchten ebenfalls dringend Hilfe. Das im November verhängte Embargo für Hilfsgüter müsse deshalb dringend vollständig und nicht nur, wie derzeit, teilweise aufgehoben werden.

Zu den drei voraussichtlich größten humanitären Notlagen 2018 zählt Lowcock neben Jemen und Syrien auch die Demokratische Republik Kongo. "Nachdem die Gewalt sich in weiten Teilen des Landes ausgebreitet hat, rechnen wir mit einer Verdopplung der Zahl von Hilfsbedürftigen auf 10,5 Millionen", sagte der UN-Experte. Mit wachsendem Hilfsbedarf rechnet Lowcock auch im Südsudan und dessen Nachbarländern, der Zentralafrikanischen Republik, Burundi und Kamerun. In Bangladesch werden 434 Millionen US-Dollar benötigt, um 1,2 Millionen Rohingya-Flüchtlinge und notleidende Bewohner der Aufnahmeregion zu versorgen.

Lowcock dankte den Gebern, die 2017 Rekordsummen zugesagt hätten. Dennoch sei der Aufruf für das laufende Jahr kaum mehr als zur Hälfte erfüllt. Der Brite kündigte Bemühungen an, neue Geberländer zu gewinnen. Vor allem aber müsse es darum gehen, die Zahl der Krisen weltweit zu senken. "Frieden und Entwicklung sind der beste Weg für eine dauerhafte Lösung des Finanzierungsproblems."

Deutschland zweitgrößter Geber

Für die humanitäre Hilfe 2017 hatten die UN einen Bedarf von 22,2 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Am 1. Dezember waren davon 12,6 Milliarden US-Dollar zugesagt, das entspricht 53,5 Prozent. Deutschland ist mit 1,55 Milliarden US-Dollar nach den USA und noch vor der EU der zweitgrößte Geber weltweit. Dagegen hatte China bis zum 1. Dezember 124 Millionen US-Dollar Hilfsgelder zugesagt, Indien eine Million und Brasilien nur 200.000 US-Dollar. Insgesamt finanzieren die EU und vier Länder, neben den USA und Deutschland Großbritannien und Japan, mehr als zwei Drittel aller humanitären Hilfsprogramme weltweit.

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