Zum Thema Depressionen ist Aufklärung nötig.
epd-bild / Steffen Schellhorn
Die Deutsche Depressionshilfe hält Aufklärung über psychische Erkrankungen weiter für dringend nötig. Es halten sich noch viele Mythen über Depressionen.
28.11.2017

Über die Hälfte der Deutschen glaubten, dass Depressionen durch eine falsche Lebensführung ausgelöst würden, heißt es im neuen "Deutschland-Barometer Depression" der Deutschen Depressionshilfe und der Deutschen Bahn Stiftung, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Knapp ein Drittel hält demnach Charakterschwäche für eine Depressionsursache. Noch jeweils fast 20 Prozent glauben, dass gegen Depressionen Schokolade essen oder "sich zusammenreißen" helfe.

Veranlagung und biologische Ursachen

Dabei sei der Ausbruch der Krankheit häufig auf erbliche Veranlagung oder biologische Ursachen zurückzuführen, bei der der Stoffwechsel im Gehirn gestört sei, hieß es. Doch die Befragten unterschätzten meist die Bedeutung der Veranlagung für den Ausbruch der Erkrankungen. "Während der Depression nehmen Betroffene alles wie durch eine dunkle Brille wahr. Bestehende Probleme erscheinen vergrößert", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Depressionshilfe, Ulrich Hegerl. Deshalb glaubten viele, dass die Krankheit durch Probleme wie Arbeitsstress oder Partnerschaftskonflikte auslösten.

Laut Depressionshilfe erkranken jährlich bundesweit rund 5,3 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen, sogenannten unipolaren Depression. Jeden Tag begingen im Schnitt 28 Menschen Suizid. "Damit kommen im Jahr bundesweit mehr Menschen durch Selbsttötung ums Leben als durch Verkehrsunfälle, Drogen, Mord und HIV zusammengerechnet", erklärten die Organisationen.

Optimale Behandlung nur für eine Minderheit

Zumeist erfolgten die Suizide vor dem Hintergrund einer unzureichend behandelten Depression. Nur eine Minderheit erhalte eine optimale Behandlung. Oft müssten Patienten lange warten, bis sie einen Termin beim Facharzt oder einem Psychotherapeuten erhielten.

Gegenüber Online-Hilfsangeboten bei Depression bestehen in der Bevölkerung noch Bedenken, wie die Umfrage belegt. Die Teilnehmer sahen vor allem den Datenschutz als kritisch an (70 Prozent) und schätzten die Programme als zu unpersönlich ein (79 Prozent). Betroffene hingegen sehen sie als hilfreiche Ergänzung (60 Prozent), aber zu Recht kaum als Alternative zur psychotherapeutischen (14 Prozent) oder pharmakologischen (18 Prozent) Behandlung an.

Aufgrund der angespannten Versorgungslage treten die Deutsche Depressionshilfe und die Deutsche Bahn Stiftung für eine Stärkung der Selbsthilfe etwa über internetbasierte Selbstmanagement-Programme oder Anti-Depressions-Apps ein.

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