Eine alte Frau mit Geldscheinen
epd-bild/Juergen Blume
Mehrere Sozialverbände haben die von der Bundesregierung beschlossene Senkung der Rentenbeiträge um 0,1 Prozentpunkte auf 18,6 Prozent ab dem 1. Januar 2018 kritisiert.
22.11.2017

"Wir brauchen eine nachhaltige Rentenpolitik, die mit den Rücklagen der Rentenversicherung sorgfältig umgeht", sagte VdK-Chefin Ulrike Mascher am Mittwoch in Berlin. Bestehende Finanzspielräume sollten besser für den Kampf gegen Altersarmut eingesetzt werden. Ähnlich äußerte sich der Paritätische Wohlfahrtsverband. Er verwies auf das mit jedem neuen Rentenjahrgang dramatisch ansteigende Risiko der Altersarmut.

Das Bundeskabinett hatte zuvor über den jährlichen Rentenversicherungsbericht beraten. Wie aus dem Bericht hervorgeht, stiegen die Beitragseinnahmen 2017 um rund 4,4 Prozent. Geschätzt wird eine Rücklage von rund 32,9 Milliarden Euro zum Jahresende. Beschlossen wurde zudem die Beitragssenkung.

Den Angaben zufolge wird der Beitragssatz ab 2018 bis 2022 bei 18,6 Prozent liegen. Anschließend steigt er schrittweise wieder an, über 20,1 Prozent im Jahr 2025 bis auf 21,6 Prozent im Jahr 2030. Im Jahr 2031 soll der Beitragssatz 21,9 Prozent betragen.

Vorausschauend geplant

"Wenn der Bericht zu dem Ergebnis kommt, dass die Rentenkasse mit dem Eintritt geburtenstarker Jahrgänge ins Rentenalter in den kommenden Jahren verstärkt unter Druck gerät, dann darf der Rentenbeitrag jetzt nicht gesenkt werden", sagte Mascher. Es gehe um eine langfristige Sicherung der Rentenkassen, deshalb sollte vorausschauend und nicht kurzfristig geplant werden.

Immer mehr Menschen starteten mit sehr niedrigen Bezügen ins Rentnerleben. "Insbesondere Erwerbsminderungsrentner leben wegen der hohen Abschläge oft an der Armutsgrenze. Viele Frauen sind ebenfalls von Altersarmut betroffen", sagte die Verbandschefin.

Auch bleibe die Sorge wegen des weiterhin absinkenden Rentenniveaus, das bereits jetzt unter 48 Prozent liegt: "Wir fordern, dass die Talfahrt des Rentenniveaus gestoppt und das Rentenniveau perspektivisch auf 50 Prozent angehoben wird", sagte Mascher.

Das Ausmaß der wachsenden Altersarmut in Deutschland wird nach Darstellung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands noch immer unterschätzt. Nach eigenen Berechnungen steige das Armutsrisiko mit jedem neuen Rentenjahrgang dramatisch an, teilte der Verband in Berlin mit. Innerhalb von zehn Jahren habe sich der Anteil der Grundsicherungsbezieher unter 70 Jahren verdoppelt.

"Bittere Realität"

"Altersarmut ist kein drohendes Problem am Horizont, sondern heute bereits bittere Realität", sagte Joachim Rock, der Rentenexperte des Paritätischen Gesamtverbands.

Eine Analyse der Paritätischen Forschungsstelle zeige, dass die neu ins Rentenalter eintretenden Jahrgänge sehr viel häufiger auf Grundsicherung angewiesen seien als noch vor zehn Jahren. Der Anteil der Grundsicherungsempfänger unter 70 Jahren hat sich von 2,4 Prozent (2005) auf 4,6 Prozent (2015) nahezu verdoppelt.

Der Paritätische appellierte an die Politik, nicht auf Beitragssenkungen zu setzen, sondern stattdessen die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zu verbessern. Der Verband fordert eine Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Altersarmut.

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