Hamburg (epd). Auf der dritten Position steht die Familie. Die Studie zur Werte-Entwicklung wird seit 2009 alle zwei Jahre erhoben und veröffentlicht. Die Daten werden nicht durch Befragungen gesammelt, sondern durch die Beobachtung und Auswertung von rund vier Millionen Einträgen in sozialen Medien ermittelt. So könne man Nutzer beobachten, ohne dass diese sich beobachtet fühlen, sagte Jens Krüger vom Marktforschungsinstitut Kantar TNS, das den Index mit dem Hamburger Trendbüro erstellt.
Balance und Ausgeglichenheit
Am häufigsten fanden die Forscher Einträge zur Ursprünglichkeit der Natur. "Die Natur hat an Wert gewonnen, weil wir immer mehr in der virtuellen Natur zu Hause sind", erklärte Peter Wippermann, Professor für Kommunikationsdesign und Trendbüro-Gründer. Auch Umweltveränderungen sowie Klimaschutz gehörten zu den wichtigsten Themen.
Gesundheit tauchte in einer neuen Dimension auf. "Es geht den Menschen nicht mehr um Selbstoptimierung, sondern um die Frage: 'Wie geht es mir damit?'", sagte Wippermann. Balance und Ausgeglichenheit seien wichtige Stichworte. Dabei spiele die Ernährung eine wichtige Rolle - das sei vor allem auf Instagram zu beobachten. "Essen funktioniert viel über Bilder." Instagram wurde erstmals in die Untersuchung aufgenommen.
Konservative Werte vorn
In der aktuellen Studie seien auf den ersten Plätzen vor allem konservative Werte zu finden, die sich neu gestalten. Das Thema Familie kletterte um drei Plätze auf Rang drei. In den Einträgen wurde der Anspruch auf Perfektion abgelöst durch den Mut zur Gelassenheit. "Selbstbewusste Eltern, die ihre Rechte und ihre Leidenschaften aus der Zeit vor dem Kinderkriegen weiterleben wollen."
Auch der Wert Sicherheit verbesserte sich um zwei Plätze. Zum ersten Mal wird Sicherheit häufiger diskutiert als Vertrauen. Der Wert Freiheit schaffte es erstmals nicht unter die ersten drei Plätze und kam auf Rang vier. Diskussionen rund um politische Freiheit verlieren an Relevanz, vielmehr stellen sich neue Fragen an die Freiheit - beispielsweise in der Verbindung mit künstlicher Intelligenz.
Für den Werte-Index 2018 wurden rund vier Millionen Einträge auf den populärsten deutschen Internetseiten und sozialen Medien im Zeitraum vom 1. März 2016 bis 28. Februar 2017 quantitativ und qualitativ untersucht. Es wurde beobachtet, wie Nutzer grundlegende gesellschaftliche Werte diskutieren. Die Forscher unterschieden erstmals zwischen Influencern, die durch eine feste große Fangemeinde Einfluss üben, und normalen Usern. "Influencer kümmern sich nicht um gesellschaftliche Probleme, sondern nur um ihre persönlichen", sagte Wippermann.
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