Kinder essen in einer Schule im afrikanischen Malawi.
epd-bild/Silvia Vogt
Die Weltbevölkerung wächst rasant, vor allem in armen Ländern. Die UN sehen darin ein Problem für den Kampf gegen die Not. Sie fordern mehr Möglichkeiten für Frauen zur Familienplanung.
17.10.2017

Die UN haben eine funktionierende Familienplanung und eine ausreichende Gesundheitsversorgung für werdende Mütter in armen Ländern verlangt. Die Frauen müssten selbst über ihr Leben und mögliche Schwangerschaften bestimmen können, forderte das Bevölkerungsprogramm UNFPA am Dienstag in Genf zur Veröffentlichung des Weltbevölkerungsberichts 2017. Die Verantwortlichen fürchten nach den Geldkürzungen der USA für ihr Programm dramatische Einschnitte und setzen nun umso mehr auf die deutsche Bundesregierung bei der Erfüllung ihrer Ziele.

214 Millionen Frauen ohne Zugang zu Verhütung

In den armen Ländern hätten viele Frauen so gut wie keine Chance, über die Zahl ihrer Kinder zu entscheiden, kritisierte UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem. Ihre Situation schwäche die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Länder.

Laut Schätzungen der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung können 214 Millionen Frauen in Entwicklungsländern nicht verhüten, obwohl sie das gerne möchten. Die Organisation veröffentlicht den Bericht des Bevölkerungsfonds in Deutschland. Demnach werden in den ärmeren Ländern jedes Jahr 89 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Das entspreche 43 Prozent aller Schwangerschaften. Die ungewollten Schwangerschaften führten zu 48 Millionen Abtreibungen, zehn Millionen Fehlgeburten und einer Million Totgeburten.

Rückzug der USA

Die Bemühungen für eine bessere Selbstbestimmung von Frauen in ärmeren Ländern haben in diesem Jahr einen herben Rückschlag erlitten. US-Präsident Donald Trump kündigte nach seinem Wahlsieg an, allen Organisationen, die Frauen und Männer bei ihrer Familienplanung beraten, die Mittel zu streichen. Im US-Etat waren 2017 rund 600 Millionen Dollar für Familienplanung veranschlagt.

Das UN-Bevölkerungsprogramm, das ebenfalls von den Kürzungen betroffen ist, bedauerte die Entscheidung Trumps. UNFPA-Direktorin Monica Ferro erklärte, 2016 hätten die USA 69 Millionen US-Dollar zu dem UNFPA-Haushalt beigetragen. Es sei nun ein harter Kampf, die Einnahmeausfälle zu ersetzen. Im vergangenen Jahr belief sich der UNFPA-Haushalt laut Ferro auf rund 800 Millionen US-Dollar.

Müller: Mehr Geld für Kinder, Frauen und Gesundheit

Deutschland gibt nach Angaben von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) 22 Millionen Euro für den Fonds und ist damit der zehngrößte Geber. Der Wegfall der US-Mittel sei nicht auszugleichen, sagte der Minister mit Blick auf UN-Forderungen, für den Ausfall einzuspringen. Er sei jedoch dafür, die staatlichen Mittel für die Bereiche Kinder, Frauen und Gesundheit inklusive der Familienplanung zu erhöhen. Dieser liegt derzeit demnach bei 380 Millionen Euro.

Die Stiftung Weltbevölkerung bemängelte, dass Heranwachsende häufig keinen Zugang zu Verhütungsmitteln hätten. 95 Prozent der Babys heranwachsender Mütter weltweit kommen in Entwicklungsländern zur Welt. Dort gehörten Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt zu den häufigsten Todesursachen bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren.

Verantwortung der Religionen

Die Geschäftsführerin der Stiftung, Renate Bähr, sagte, dem Problem könne nur mit einer Veränderung von Normen begegnet werden, wobei alle Ebenen des Staates und auch religiöse Führer mit ins Boot geholt werden müssten. Auch Müller appellierte an die Verantwortung der Religionen. Für die Menschen vor Ort sei entscheidend, welche Leitlinien die jeweiligen religiösen Autoritäten vorgeben.

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