Ein Werk im Zeichen von Erinnerung und Zeitgeschichte: Der in Nagasaki geborene Autor Ishiguro erhält den wichtigsten Literaturpreis der Welt.
05.10.2017

Der britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro erhält den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. Der 62-jährige Autor mit japanischen Wurzeln werde für seine Romane mit starker emotionaler Kraft ausgezeichnet, sagte das Mitglied der Schwedischen Akademie, Sara Danius, am Donnerstag in Stockholm. In seinen Werken habe Ishiguro die "Abgründe unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt" bloßgelegt. Der Preis gilt als weltweit höchste Auszeichnung für Literatur. Er ist mit neun Millionen Schwedischen Kronen dotiert und wird am 10. Dezember in Stockholm überreicht.

Ishiguro lebt in London

Kazuo Ishiguro schreibt Romane und Erzählungen, die laut Akademie um Erinnerung, Zeit und Selbstbetrug kreisen. Seine beiden ersten Romane - "Damals in Nagasaki" (1982/dt. 1984) und "Der Maler der fließenden Welt" (1986/dt.1988) - spielen in seiner Geburtsstadt Nagasaki kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Berühmt wurde der Autor mit dem Roman "Was vom Tage übrig blieb" (1989), der 2005 auf Deutsch erschien. Für das Buch, das später mit Anthony Hopkins verfilmt wurde, erhielt er den Man Booker Prize.

Ishiguro wurde am 8. November 1954 in Nagasaki geboren und kam als Fünfjähriger mit seinen Eltern nach Großbritannien. Er wuchs in Guildford (Surrey) auf und studierte Englisch und Philosophie in Canterbury. Später besuchte er den Studiengang Kreatives Schreiben in Norwich, wo er einen Magister in Literatur machte. Er ist in zahlreichen sozialen Projekten engagiert. Heute lebt Ishiguro mit Frau und Tochter in London.

Dotiert mit 940.000 Euro

Seine Texte seien durch eine zurückhaltende Art des Erzählens gekennzeichnet, was auch immer passiere, erklärte die Schwedische Akademie. Mit seiner Dystopie "Alles, was wir geben mussten" (2005, dt. 2006) habe er einen Unterton von Science-Fiction in sein Werk eingeführt. In den Erzählungen "Nocturnes" ("Bei Anbruch der Nacht", 2009) finde man zudem musikalische Einflüsse. Zuletzt ist von Ishiguro vor zwei Jahren der Roman "Der begrabene Riese" erschienen.

Der Literaturnobelpreis ist in diesem Jahr mit neun Millionen Schwedischen Kronen dotiert (etwa 940.000 Euro). Die Summe wurde vor kurzem um eine Million Schwedische Kronen erhöht. Der Preis wird jedes Jahr von der Schwedischen Akademie vergeben, die nominell 18 Mitglieder hat. In diesem Jahr sind es aufgrund eines Todesfalls lediglich 17. Die Verleihung findet am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).

Im vergangenen Jahr hatte überraschend der US-amerikanische Lyriker und Musiker Bob Dylan den Preis erhalten. Der Preis wurde seit 1901 110 Mal vergeben. Die Nominierungen werden 50 Jahre lang geheim gehalten.

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