Muskatnuss und Muskatblüte von einem Fairtrade-gesiegelten Bauern in Sri Lanka
epd-bild/Michael Wolfsteiner
Der Faire Handel in Deutschland erkämpft sich weiter Marktanteile. Zugleich führen fair gehandelte Produkte bei den Verbrauchern weiterhin ein Nischendasein. So stammen nur vier von 100 Tassen Kaffee aus fairer Produktion.
20.07.2017

Der Faire Handel in Deutschland wächst weiter. 2016 erreichte die Branche mit 1,3 Milliarden Euro ein neues Umsatzhoch, wie der Dachverband Forum Fairer Handel am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das sei eine Steigerung zum Vorjahr um 14 Prozent. Mit 0,3 Prozent am Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels von 483 Milliarden Euro im Jahre 2016 ist der Anteil fairer Produkte aber weiterhin gering.

Im Durchschnitt nur gut 16 Euro pro Kopf gaben die deutschen Verbraucher vergangenes Jahr für Lebensmittel und Handwerk aus fairem Handel aus, zwei Euro mehr als im Vorjahr. Der Pro-Kopf-Verbrauch fairer Produkte in der Schweiz ist laut dem Dachverband mehr als viermal so hoch.

Eigenes Importnetz

Wachstumsmotor für den Absatz von fair gehandelten Produkten sei dabei der deutsche Einzelhandel mit seinem eigenen Importnetz, der den Umsatz um 150 Millionen auf 1,05 Milliarden Euro steigerte. Dagegen stagnierten die bundesweit 800 Weltläden und Weltgruppen (2016: 77 Millionen Euro/2015: 76 Millionen Euro) sowie die Fair-Handels-Importeure (2016: 190 Millionen Euro/2015: 185 Millionen Euro) weitgehend auf dem Vorjahresniveau. "Die Umsätze im fairen Handel werden im Einzelhandel generiert", sagte der Geschäftsführer des Forums Fairer Handel, Manuel Blendin.

Fairer Kaffee bei der Deutschen Bahn

Die Spitzenposition im Fairen Handel hält laut dem Forum mit einem Anteil von 36 Prozent weiterhin der Kaffee. Der Absatz von fair gehandeltem Röstkaffee in Deutschland sei zwischen 2015 und 2016 um 22 Prozent auf mehr als 20.000 Tonnen gestiegen, sagte Geschäftsführer Blendin. Allerdings liege der Marktanteil von Kaffee aus fairem Handel bundesweit bei lediglich 4,4 Prozent. Das heißt, nur vier von 100 Tassen Kaffee sind bislang fair gehandelt. Indes rechnet Blendin für das laufende mit hohen Steigerungsraten, unter anderem weil die Deutsche Bahn seit April nur noch fairen Kaffee ausschenkt.

Auf den Plätzen folgen dann sonstige Lebensmittel (17 Prozent), Südfrüchte (elf Prozent) und Blumen (neun Prozent). Unter den Südfrüchten haben wiederum die Bananen den größten Anteil. Im vergangenen Jahr wurden 77.406 Tonnen fair gehandelte Bananen verkauft, ein Zuwachs von acht Prozent zum Vorjahr.

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