Die Parteien müssen sich auf Wählerwanderung einstellen
epd-bild/Steffen Schellhorn
Die Wählerschaft der Parteien in Deutschland hat sich nach Analysen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in den vergangenen 15 Jahren zum Teil erheblich gewandelt
19.07.2017

Aus der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Studie "Wählerstruktur im Wandel" geht hervor, dass das klassische Muster der SPD als Arbeiterpartei weiter verblasst und sich die Wählerschaften von Union und SPD immer mehr ähneln. Die AfD findet nach DIW-Angaben den größten Zuspruch unter Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten, während die Grünen die meisten Sympathisanten im öffentlichen Dienst haben.

"Bei der SPD kann man nicht mehr sagen, dass sie eine Arbeiterpartei ist", sagte DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos gut zwei Monate vor der Bundestagswahl am 24. September. Zwar sei der Anteil von Arbeitern insgesamt zurückgegangen, bei den Sozialdemokraten sei die Veränderung aber am deutlichsten: Im Jahr 2010 waren 44 Prozent der SPD-Wählerschaft Arbeiter, 2016 lag der Anteil nur noch bei 17 Prozent.

SPD ist in Städten stark, CDU auf dem Land

Die Wählerstrukturen von Union und SPD nähern sich nach Angaben des Instituts immer mehr an. Die SPD habe eine größere Wählerschaft in den Großstädten, die CDU habe mehr Wähler auf dem Land. Außerdem bestünden große Unterschiede bei den Sorgen der Wählerschaft und den Lösungen, die sie von den Parteien erwarten. "Zum Beispiel sorgen sich mehr CDU-Wähler um Kriminalität und um Migration", sagte Kritikos. SPD-Wähler sorgten sich hingegen mehr um den Klimawandel und die Umwelt.

Ein Thema, das die Bevölkerung über Parteigrenzen hinweg beschäftigt, sei die Erhaltung des Friedens. Mindestens die Hälfte aller Befragten macht sich nach Angaben des DIW darüber große Sorgen. Bei der Union sind es 50 Prozent der Befragten, bei der SPD 53 Prozent und bei den Grünen 52 Prozent. Am größten sei der Anteil der besorgten Personen mit 62 Prozent bei der Anhängerschaft der Linkspartei. Um die Zuwanderung nach Deutschland machten sich 82 Prozent der AfD-Anhängerschaft große Sorgen, während dieser Anteil bei der Linkspartei mit 31 Prozent deutlich geringer sei. Nur die Anhänger der Grünen machen sich laut Studie darüber noch weniger Sorgen (acht Prozent).

Nichtwähler verdienen wenig

Neben gesellschaftlichen Themen könne auch das Einkommen die Haltung gegenüber einer Partei beeinflussen. Das Nettoeinkommen der AfD-Wählerschaft, der Linkspartei und der Nichtwähler ist dem DIW zufolge im Durchschnitt am geringsten. Die Befragten mit einer Präferenz für die AfD verfügten durchschnittlich über ein Nettoeinkommen von 2.933 Euro, bei der Linkspartei sind es 2.542 Euro. Deutlich abgeschlagen liegen bei einem Durchschnittseinkommen von 2.462 die Nichtwähler. Mit knapp 4.000 Euro ist das durchschnittliche Nettoeinkommen bei FDP-Wählern laut Studie am höchsten.

Grundlage der Untersuchung sind nach Angaben des DIW die Erhebungen der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften mit den Daten bis 2016. Zudem sei auf die Daten des Sozio-ökonomischen Panels von 2015 zurückgegriffen worden.

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