Das Forum "Elysium" wurde im Darknet betrieben.
epd-bild/Annette Zoepf
Nach der Abschaltung einer von 87.000 Nutzern frequentierten Plattform mit Kinderpornografie im sogenannten Darknet stehen Polizei und Justiz vor langwierigen weltweiten Ermittlungen.
07.07.2017

Dabei geht es nicht nur um den illegalen Austausch entsprechender Dateien, sondern auch um vielfachen sexuellen Missbrauch von zwei bis acht Jahre alten Kindern, wie das Bundeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main am Freitag in Wiesbaden mitteilten. Nach ihren Angaben sind inzwischen 14 Beschuldigte in mehreren Ländern festgenommen worden. Allein in Deutschland befinden sich fünf Verdächtige in Untersuchungshaft.

"Elysium" war Tauschbörse

Hauptbeschuldigter ist der bereits am 12. Juni festgenommene mutmaßliche Betreiber der Plattform, ein 39-jähriger Familienvater aus dem hessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Georg Ungefuk, sagte, gegen ihn sei Haftbefehl wegen des dringenden Verdachts der Verbreitung kinderpornografischer Schriften erlassen worden.

Derselbe Vorwurf wird gegen einen 61-Jährigen aus dem bayerischen Landkreis Landsberg am Lech erhoben, der aber zusätzlich auch wegen des Verdachts auf schweren sexuellen Missbrauch zweier Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren in Untersuchungshaft sitzt. Der Mann soll für das grafische Erscheinungsbild der Plattform verantwortlich gewesen sein. Ebenfalls in Untersuchungshaft befindet sich ein 56-Jähriger aus dem Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg, der Moderator des Tauschforums gewesen sein soll und dessen Chatforen betreut habe.

Wie es hieß, konnten die fast 90.000 Nutzer der Plattform dort kinderpornografische Dateien beziehen, sofern sie selbst welche in das "Elysium" genannte Forum eingestellt hatten. Von den weltweit bislang 14 Festgenommenen würden allein zwölf des sexuellen Missbrauchs von Kindern verdächtigt. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte nicht sagen, in welchen Ländern ermittelt wird, nannte aber Österreich, Australien, Neuseeland und Italien als Beispiele. Gegen zwei weitere in Deutschland Inhaftierte, einen 41-Jährigen aus Berlin und einen 40 Jahre alten Mann aus Dresden, führen die dortigen Staatsanwaltschaften das Verfahren.

Kinder zum Missbrauch überlassen

Die deutschen Ermittler arbeiten den Angaben zufolge eng mit ihren Kollegen in Österreich zusammen, wo zwei 28 und 40 Jahre alte Männer wegen Beteiligung an den Machenschaften der Kinderporno-Plattform inhaftiert wurden. Der jüngere der beiden soll seine beiden Kinder dem in Bayern festgenommenen 61-Jährigen zum Missbrauch überlassen haben. Die weltweiten Ermittlungen werden auch von der europäischen Polizeibehörde Europol unterstützt.

Das Forum im Darknet, einem geschlossenen Bereich des Internets, wurde nach Auskunft der Sicherheitsbehörden seit Ende 2016 betrieben. Dass es nach so vergleichsweise kurzer Zeit ausgehoben und zerschlagen wurde, werten Bundeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft als Erfolg. Ermittlungen im Darknet, wo die Nutzer anonym agieren, seien äußerst kompliziert und glichen in Teilen einer "Puzzlearbeit", sagte Staatsanwaltschaftssprecher Ungefuk. Von den missbrauchten Kindern seien bis jetzt 29 identifiziert und würden psychologisch betreut.

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