Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) und der Bundesverband Deutscher Stiftungen kritisieren die Spendenaktion Amazon-Smile.
06.07.2017

Die bei Amazon gelisteten Hilfswerke seien nicht gefragt worden, ob sie an der Spendenaktion teilnehmen wollen, sagte Birgit Radow, Stellvertretende Generalsekretärin des Stiftungsverbandes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). Zudem würden einige Organisationen unterstützt, die das DZI als nicht förderwürdig eingestuft hat. Der Online-Versandhändler will die Hinweise prüfen. Zugleich erklärte ein Sprecher, mittlerweile seien alle gelisteten Organisationen über das Programm informiert.

Amazon betreibt in Deutschland seit November 2016 eine eigene Spendenseite unter dem Namen "smile.amazon.de". Nach eigenen Angaben spendet das Unternehmen dabei 0,5 Prozent des Einkaufspreises an gemeinnützige Organisationen. Die Kunden können aus einer Liste auswählen, welches Hilfswerk sie unterstützen. In den USA wurden den Angaben zufolge seit dem dortigen Start 2013 mehr als 54 Millionen Dollar (47 Millionen Euro) an gemeinnützige Organisationen ausgeschüttet. In Deutschland und Österreich gab es laut Amazon bislang zwei Auszahlungsrunden, die Höhe der Ausschüttung wollte das Unternehmen nicht nennen.

"Irreführung der Nutzer"

Der DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke kritisierte es als unseriös, Organisationen ungefragt in die Plattform aufzunehmen. "Es ist eine Irreführung der Nutzer, Geld zu sammeln, wenn noch nicht klar ist, ob es an die Organisation ausgezahlt wird", sagte er den Funke-Zeitungen. Radow vom Stiftungsverband kritisierte: "Ungefragt werden gemeinnützige Organisationen zu indirekten Werbeträgern für Amazon gemacht."

Ein Amazon-Sprecher sagte dem epd, bei den Informationen über die gelisteten Organisationen handle es sich um öffentlich zugängliche Daten. Dabei kooperiere Amazon mit dem Portal Stifter-helfen.de. "Entsprechend können sich auch Organisationen in der Liste potenzieller Zahlungsempfänger befinden, die sich nicht für das Programm registriert haben", erklärte der Sprecher. Mittlerweile hätten aber alle gelisteten Organisationen Informationen über Amazon-Smile erhalten.

Sobald eine Spende für eine nicht registrierte Organisation gesammelt werde, bitte Amazon diese, sich zu registrieren, sagte der Sprecher. Die Spenden werden laut Programmrichtlinien pro Quartal ausgezahlt. Die Beiträge von nicht angemeldeten Organisationen sammelt Amazon zwei Jahre lang. Wenn sich ein Hilfswerk in dieser Zeit nicht registriert, werden die Kunden gefragt, wen sie stattdessen unterstützen wollen.

Verstoß gegen Mindeststandards

Das DZI kritisierte weiter, dass Amazon auch Hilfswerke aufführt, die vom DZI als nicht förderwürdig bewertet werden, weil sie gegen Mindeststandards verstoßen. So wird etwa das "Familienschutzwerk" aufgelistet, das nach DZI-Angaben nicht transparent macht, welcher Anteil der Spenden in Werbung und Verwaltung fließt. Zu den von Amazon geförderten Unternehmen zählt zudem die Hilfsaktion "Noma", die vom DZI wegen unvertretbar hoher Werbe- und Verwaltungsausgaben und bedrängender Spendenwerbung kritisiert wird.

Amazon erklärte, man gehe allen Hinweisen auf unterstützte Organisationen nach. Zugleich verwies das Unternehmen auf die Teilnahmevereinbarung, die mit Hilfswerken geschlossen wird. Demnach werden nur Organisationen unterstützt, die gemeinnützige oder mildtätige Zwecke verfolgen. Teilnahmeberechtigt seien Hilfswerke, "die wir einstufen als Organisationen mit gutem Ansehen in ihrem Sitzland und in den Ländern, in denen sie berechtigt sind, geschäftlich tätig zu sein", heißt es.