Positive Bilanz für den Buchmarkt
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Der Buchmarkt hat den seit 2013 rückläufigen Trend umgekehrt: Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um ein Prozent auf 9,28 Milliarden Euro, wie der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, mitteilte.
08.06.2017

Der Gewinner sei insbesondere der Internetbuchhandel gewesen, der um fünf Prozent gewachsen sei. Auf ihn entfielen mittlerweile 18 Prozent des Buchumsatzes. Zwei Drittel der Buchhandlungen verkauften Bücher auch online.

Die Buchläden hingegen, auf die knapp die Hälfte des Buchumsatzes entfallen, haben nach den Worten von Riethmüller einen Umsatzrückgang von 0,8 Prozent hinnehmen müssen. Auch die Buchläden litten darunter, dass weniger Käufer in die Innenstädte kämen und den Einzelhandel aufsuchten. Der Vorsteher forderte die Politik auf, den Einzelhandel nicht gegenüber dem Onlinehandel zu benachteiligen, wie etwa durch Abgaben für Plastiktaschen oder Fahrverbote in Innenstädten.

Zwölf Bücher pro Kopf

Die Zahl der Kunden ist nach Riethmüllers Angaben im vergangenen Jahr um sieben Prozent gesunken, im Gegenzug hat die Kaufintensität der Käufer um sieben Prozent zugenommen. Sie hätten nun zwölf Bücher pro Kopf gekauft und durchschnittlich 134 Euro für Bücher ausgegeben gegenüber 123 Euro im Vorjahr. Besonders stark habe die Nachfrage nach Kinder- und Jugendbüchern zugenommen, deren Umsatz um neun Prozent gewachsen sei.

Der E-Book-Markt hat sich mit einem geschrumpften Umsatzplus von 2,6 Prozent (2015: 4,7 Prozent) bei einem Umsatzanteil von 4,6 Prozent stabilisiert (2015: 4,5 Prozent), wie Matthias Heinrich ergänzte, der Schatzmeister des Börsenvereins. Während die Zahl der verkauften Titel pro Käufer auf siebeneinhalb stieg, nahm die Zahl der Käufer und auch der durchschnittliche Preis der E-Books ab.

Heftige Angriffe richtete der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, gegen den Entwurf des Urheber-Wissensgesellschafts-Gesetzes, das zur Verabschiedung durch den Bundestag ansteht. "Das Gesetz würde einen funktionierenden Wissenschafts-Buchmarkt vollständig zerstören", sagte Skipis. Bibliotheken und Hochschulen dürften bis zu 15 Prozent eines Buches digitalisiert herunterladen und ausdrucken, ohne den Verlag zu fragen und ohne zu bezahlen. Angemessene Lizenzangebote müssten nicht mehr berücksichtigt werden. Bibliotheken müssten künftig ein Buch nur einmal kaufen, um es Nutzern beliebig oft elektronisch zugänglich machen zu können.

Aus für Wissenschaftsverlage

Das Gesetz würde kleine Wissenschaftsverlage kaputt machen, sagte Skipis. Viele Wissenschaftsbücher würden unter diesen Umständen künftig gar nicht mehr herausgebracht werden. "Das Gesetz bedeutet eine Enteignung", fuhr der Hauptgeschäftsführer fort. Die vom Gesetzentwurf vorgesehene Vergütung über Verwertungsgesellschaften sei höchstrichterlich untersagt worden. Daher sei das Gesetz verfassungswidrig. "Wenn es kommt, werden wir Verfassungsklage dagegen erheben", kündigte Skipis an.

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