Während der Hungersnot 2011 starben daran vermutlich mehr als 130.000 Kleinkinder - hier ein Archivbild, aufgenommen im Benadir-Krankenhaus in Mogadischu, Somalia.
epd-bild / Bettina Ruehl
Die Versorgungslage im dürregeplagten Bürgerkriegsland Somalia ist katastrophal. Laut Unicef leiden Hunderttausende Kinder. Zwar stellen Geberländer 415 Millionen Dollar bereit - doch die Gewalt behindert die Auslieferung der Hilfsgüter.
02.05.2017

Immer mehr Kinder in Somalia sind nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef vom Tod durch Hunger und Krankheiten bedroht. Die Zahl der Jungen und Mädchen, die an akuter Mangelernährung leiden, werde sich in diesem Jahr voraussichtlich auf 1,4 Millionen verdoppeln, darunter 275.000 mit schweren lebensbedrohlichen Symptomen, teilte Unicef Deutschland am Dienstag in Bonn mit.

Dürre, Krankheiten und Flucht

Unicef betonte, dass schwer mangelernährte Kinder ein neunmal so hohes Risiko hätten, an Krankheiten wie Durchfall und Masern zu sterben. Während der Hungersnot 2011 starben daran vermutlich mehr als 130.000 Kleinkinder. Unicef habe zusammen mit seinen Partnern in diesem Jahr bereits mehr als 56.000 schwer mangelernährte Kinder behandelt, sagte Steven Lauwerier, Leiter von Unicef Somalia. Die Kombination von Dürre, Krankheiten und Flucht sei tödlich für Kinder. "Wir müssen viel mehr tun und schneller werden, um Leben zu retten", betonte Lauwerier.

Laut den Vereinten Nationen haben reiche Länder mehr als die Hälfte der benötigten Gelder für den Kampf gegen den Hunger in dem Krisenstaat bereitgestellt. Bislang seien 415 Millionen US-Dollar für 2017 eingetroffen, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe in Genf mit. Die USA, Großbritannien und die EU hätten das meiste Geld zugesagt. Im Februar hatten die UN einen Hilfsappell für Somalia für das laufende Jahr in Höhe von 720 Millionen US-Dollar veröffentlicht.

Allerdings mache die anhaltende Gewalt humanitäre Hilfsoperationen oft unmöglich, sagte Unicef-Sprecherin Marixie Mercado. Dörfer und ganze Landstriche seien für die Helfer wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab nicht erreichbar. Auch seien viele Wege vermint, oder sie würden durch bewaffnete Einheiten blockiert.

Weitgehend schutzlos

Seit November 2016 sind dem Hilfswerk zufolge schätzungsweise 615.000 Menschen vor der schweren Dürre innerhalb von Somalia geflohen, die meisten davon Frauen und Kinder. Der allmähliche Beginn der Regenperiode könnte zwar für Teile Somalias Erleichterung bringen, doch der Regen bedeute für Kinder auch Gefahr. Die Dürreflüchtlinge seien in ihren Notbehausungen aus Zweigen, Lumpen und Plastikplanen weitgehend schutzlos.

Nach UN-Angaben ist etwa die Hälfte der mehr als zwölf Millionen Einwohner Somalias auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Die Terrormiliz Al-Shabaab beherrscht weite Teile der ländlichen Regionen, während die international anerkannte Regierung vor allem die Küste, Großstädte und wenige Verbindungsstraßen kontrolliert.