Margot Käßmann ist Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland.
epd-bild/Steffen Schellhorn
"In der konfessionellen Differenz liegt auch eine kreative Kraft", sagt die Reformationsbotschafterin der evangelischen Kirche.
24.04.2017

Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, fordert, auch angesichts ökumenischer Annäherung die bleibenden Unterschiede zur katholischen Kirche nicht zu leugnen. "In der konfessionellen Differenz liegt auch eine kreative Kraft", sagte die 58-jährige Theologin dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Eine Einheitskirche fände ich genauso langweilig wie eine Einheitspartei."

Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende benannte das Papsttum, die Marienverehrung sowie das Verständnis von Kirche und Abendmahl als bleibende Differenzen. Im Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum müsse es den Protestanten darum gehen, "die richtige Balance zu finden zwischen ökumenischer Ausrichtung einerseits und klarer evangelischer Grundhaltung andererseits".

Zeichen des ökumenischen Miteinanders

Im ersten Halbjahr des Jubiläumsjahres standen zahlreiche Veranstaltungen im Zeichen des ökumenischen Miteinanders. So gab es einen Versöhnungsgottesdienst von Katholiken und Protestanten in Hildesheim und die feierliche Verleihung der Luthermedaille an Kardinal Karl Lehmann bei der Eröffnung des Festjahres am 31. Oktober in Berlin. Zeitgleich feierte der Lutherische Weltbund mit Papst Franziskus einen Gottesdienst im schwedischen Lund. Zuvor waren die Spitzen von EKD und Deutscher Bischofskonferenz schon eine Woche lang auf einer Pilgerreise im Heiligen Land.

Der Höhepunkt des Reformations-Jubiläumsjahres, das noch bis Ende Oktober gefeiert wird, ist ein Gottesdienst am 28. Mai in Wittenberg, bei dem bis zu 200.000 Menschen erwartet werden. Er ist zugleich Abschluss des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der ab dem 24. Mai in Berlin stattfindet, und von sechs regionalen Kirchentagen in Mitteldeutschland.

Der Überlieferung nach hat Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt. Die Thesenveröffentlichung gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.