Kirchgang: Eröffnungsgottesdienst 7 Wochen ohne 2022
Ueberschattet vom Krieg in der Ukraine hat die evangelische Kirche am Sonntag ihre Fastenaktion "7 Wochen Ohne" eroeffnet. In einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus Fuerth rief die fruehere Muenchner Regionalbischoefin und Kuratoriumsvorsitzende von "7 Wochen Ohne", Susanne Breit-Kessler (Foto), die Menschen zum "Kampf um den Frieden" auf. (Foto vom 05.03.2022 waehrend der Generalprobe) "Gehen wir auf Demonstrationen, spenden wir fuer die umfassenden Hilfsaktionen", appellierte sie in ihrer Predigt. Der Gottesdienst in der Fuerther Kirche St. Michael stand unter dem Motto "Verleih uns Frieden". In der rund 40-taegigen Fasten- oder Passionszeit erinnern Christen an das Leiden und Sterben Jesu und bereiten sich auf Ostern vor, auf die Botschaft von seiner Auferstehung. (Siehe epd-Meldung vom 06.03.2022)
Peter Roggenthin/epd-bild
Verleih uns Frieden!
Friedenstauben, Fürbitten, Kerzen: Der Eröffnungsgottesdienst zur Fastenaktion steht ganz im Zeichen des Kriegs in der Ukraine.
Tim Wegner
07.03.2022

Kerzen, überall Kerzen. Am Ende dieses Fernsehgottesdienstes werden alle Mitwirkenden einmal zum Kerzentisch gegangen sein: der Chor, der sich über die mit Friedenszeichnungen geschmückten Kirchenbänke verteilt hat. Das Mädchen, das von seinen Ängsten erzählt. Der alte Herr, bei dem Kriegsbilder aus der Kindheit hochkommen. Es ist viel Bewegung in diesen 45 Minuten. Gut so, "Sieben Wochen ohne Stillstand" heißt das Motto der diesjährigen Fastenaktion.

Tim Wegner

Ursula Ott

Ursula Ott ist Chefredakteurin von chrismon und der digitalen Kommunikation im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH. Sie studierte Diplom-Journalistik in München und Paris und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitete als Gerichtsreporterin bei der "Frankfurter Rundschau", als Redakteurin bei "Emma", als Autorin und Kolumnistin bei der "Woche", bei der "Brigitte" und bei "Sonntag aktuell" sowie als freie Autorin für Radio und Fernsehen. 2020 und 2021 wurde sie unter die 10 besten Chefredakteur*innen des Jahres gewählt. 2019 schrieb sie den Bestseller "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume. Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren".

Der traditionelle Eröffnungsgottesdienst wurde "für den Frieden" umgewidmet, wie die Fürther Pfarrerin Stefanie Schardien zu Beginn klarstellt: "Mein Vertrauen in ein friedliches Europa ist zutiefst erschüttert." Wie also kann das Motto der Aktion mit Leben gefüllt werden?

Ohne Stillstand, das gilt unbedingt für Susanne Breit-Keßler, viele Jahre Schirmherrin der Aktion, die heute zum letzten Mal predigt (hier zum Nachlesen). So viel Körpereinsatz! Wenn sie sagt, "wir fühlen mit", legt sie ihre Hand aufs Herz. Wenn sie vom "Überwinden der Lähmung" spricht, erhebt sie den Zeigefinger. Und wenn sie alle Konfessionen - ausdrücklich auch die Orthodoxen - zu einer gemeinsamen Stimme ermahnt, betont sie jede einzelne Silbe: "beinharte Weltverantwortung!"

Ukrainisch kochen gegen die totalitäre Verblödung

Es ist eine politische Predigt, angereichert mit Übungen für uns alle. Gehen wir auf Demonstrationen! Nehmen wir ukrainische Freunde und Freundinnen in den Arm! Singen wir ihre Lieder, kochen ihr Essen! Diese Predigerin ist auch eine gute Köchin, in ihrem "Mahlzeit"-Blog auf chrismon.de schwärmt sie von Kohlrouladen und Banush. Die ukrainische Küche, lernen wir dort, nimmt Impulse aus aller Welt auf, ukrainisch koche man "gegen totalitäre Verblödung".

Gut, dass wir nicht nur über die Menschen in der Ukraine reden, sondern mit ihnen. Pfarrerin Schardien stellt Lena Samarsky aus ihrer Kirchengemeinde vor, eine Frau in Blau und Gelb, der die Hände zittern. "Ich habe Angst einzuschlafen, vielleicht schreibt mir aus meiner Heimat gerade jemand: leb wohl." Wir brauchen dafür eigentlich nicht Lenas Handyfotos in Großaufnahme. Wir verstehen auch so.

Über 200 Menschen haben ihre Fürbitten geschickt, viele beten für russische und für ukrainische Mitmenschen, ja, ausdrücklich auch für die mit schwarzer Hautfarbe. Beten hilft, singen hilft, "Gib Frieden, Herr, gib Frieden. Die Welt nimmt schlimmen Lauf". Dieser Gottesdienst war eine gute Übung: in Zusammenhalt und Zuversicht.

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