Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
03.01.2014

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
4
Musik
5
Atmosphäre
4

Der Bettler an der Kirchentür dürfte bei diesen Temperaturen schon ziemlich durchfroren sein. Drinnen hält eine Glaswand unter der Empore das Hauptschiff erträglich warm. Mit rund 150 Menschen sind die meisten Korbstühle besetzt, ganz schön voll hier! Ist der Prediger so beliebt, die Gemeinde so aktiv – oder wirkt der spektakuläre Innenraum so ­anziehend? „O komm, o komm, du Morgenstern“, intoniert die Gemeinde. Die deutsche Version des mittelalterlich anmutenden Liedes „Veni, veni, Emmanuel“ passt gut zum gotischen Ambiente.

Die Lektorin entzündet die Kerze am Adventskranz. Und Pfarrer Bernhard Dietrich tut, was sich viele Pfarrer gar nicht mehr trauen, er spricht das Sündenbekenntnis, und zwar zum Altar hin: „Wir bekennen Gott, dem Allmächtigen, dass wir gesündigt haben in Gedanken, Worten und Werken.“ Es wirkt stimmig.

Marburg ist eine Universitätsstadt, hier leben viele gebildete Menschen. Das merkt man schon daran, wie die Lektorin das Evangelium vorträgt: „Nach alter Tradition wird am ersten Advent ­Jesu Einzug in Jerusalem gelesen“, sagt sie. Und dann liest sie so gepflegt vor, dass man nicht nur gerne zuhört, sondern auch jeden Buchstaben versteht.

Der Gottesdienst wirkt sehr akademisch

Der Predigttext ist schwere Kost. ­Hebräer 10: „Durch das Blut Jesu haben wir die Freiheit zum Eintritt in das Heiligtum. Er hat uns einen Weg durch den Vorhang eröffnet . . .“ Wie Pfarrer Dietrich das wohl erklärt? – Sehr gut, ohne unnötige Ausflüge in die Historie und wohl strukturiert. Mit Gottes Aufbruch zu uns im Advent korrespondiere unser Aufbruch zu Gott, sagt Dietrich. Der ­Autor des Hebräerbriefs werbe gleich dreimal dafür, das Leid der Welt nicht hinzunehmen, nicht hoffnungslos zu sein. „Lasst uns doch eintreten“ – damit wolle er für einen Aufbruch werben, für eine Hinwendung zu allem Schwachen und Gefährdeten. „Lasst uns am Bekenntnis festhalten“ bedeute, nicht bloß Altbewährtes zu konservieren, sondern die Hoffnung zu bewahren. „Lasst uns auf­einander achtgeben und uns anspornen zur Liebe“, das sei eine Ermahnung, die Menschen am Wegrand wahrzunehmen.

Doch so schlüssig Dietrich erklärt, so fern bleiben dem Kirchgänger die Armen und Reichen, von denen er spricht – die Leidtragenden und Sinnsuchenden dieser Welt. Woran hat Dietrich selbst schwer zu tragen? Welche Erfahrungen macht er im Kampf für Gerechtigkeit? Das alles bleibt außen vor. Und so wirkt der ganze Gottesdienst sehr akademisch. „Lasst uns eintreten“ – jawohl! Lasst es uns wirklich auch tun!

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