Hedwig Gafga, Autorin
15.04.2011

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
4
Musik
3
Atmosphäre
4

Die „Sternstunden“ in Hamburg sind als „besondere Gottesdienste für Neugierige“ angekündigt. Sie finden im Wechsel in drei Kirchen statt. Immer abends und immer etwas anders als gewöhnliche Gottesdienste. An diesem Mittwoch geht es um „Angst und Vertrauen“. In der St.-Gertrud-Kirche im Stadtteil Uhlenhorst sitzen in den vorderen Bankreihen etwa 30 ältere und junge Leute. Draußen wird es dämmrig. In der neugotischen Backsteinkirche werden im Gang und am Altar Kerzen angezündet. Pastor Frie Bräsen begrüßt, stimmt auf einen meditativen Gottesdienst und „nicht zu viele Worte“ ein.

„Angst ist ein Phänomen unseres Daseins, und wir müssen lernen, Gegen­gewichte zu suchen“, betet der Pfarrer zu Beginn. Bräsen verzichtet im Gottesdienst darauf, noch einmal die aktuellen Katastrophenbilder aus dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima oder dem kriegerischen Konflikt in Libyen aufzurufen. Sein Ausgangspunkt: Jeder Mensch hat Ängste. Entscheidend ist, wie er damit umzugehen lernt: „Die wichtigste Aufgabe von Erziehung ist es, Vertrauen zu vermitteln: Sonst sind wir haltlos“, sagt Pfarrer Bräsen und meint damit auch das Vertrauen in Gott. Die Flötengruppe der Gemeinde spielt einen Bachchoral. Allmählich stellt sich das Gefühl ein, in einer ruhigen Atmosphäre angekommen zu sein. Mit dunkler, rauchiger Stimme liest die Schriftstellerin Carmen Korn zwei kurze Texte. Sie lässt ihre Zuhörer in die Szenen regelrecht hineingleiten. Sie handeln vom Schrecken in der Nacht und dem Aufatmen am Morgen.

Kein Problem, jetzt der Bibellesung zu folgen. Im ersten Buch Könige wird erzählt, wie der Prophet Elia verzweifelt in die Wüste flieht. Da kommen Zeichen vom Himmel: Sturm, Erdbeben, Feuer. Doch darauf folgt ein stilles, sanftes ­Säuseln, in dem Elia Gott erkennt und Trost findet. Kein Kommentar zum Text, stattdessen singt die Gemeinde: „Abend ward, bald kommt die Nacht“. Es folgt ein weiterer literarischer Text, der um Flucht und Gejagtwerden kreist. Am Ende fragt der Pfarrer, was einen in die Wüste und in die Einsamkeit treiben kann. Er bittet Gott darum, Vertrauen zu schenken. Einen Moment herrscht Schweigen, ruhig klingt der Gottesdienst aus. Es war ein inspirierender Sternstundengottesdienst. Auch wenn es unterm Strich dann doch zu viele Worte und etwas zu viel Stoff für 40 Minuten waren. Mehr Zeit zum Singen und Schweigen hätte bei diesem Kirchgang gutgetan.

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Fax 040/222333
info@st-gertrud-hamburg.de
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