Monika Höfler
Backen, shoppen, Karten schreiben
Adventsstimmung! Wie kann die aufkommen, bei all dem Stress? Und nicht jeder sehnt sich überhaupt nach Besinnlichkeit . . .
22.11.2013

Ach, wenn Weihnachten erstmal vorbei, geschafft ist! Nach den Feiertagen kommt die Zeit „zwischen den Jahren“, in der es nach all den Familienfeiern und Besuchen, den kalorienreichen Festessen und langen Abenden Gelegenheit gibt, endlich zu sich und zur Ruhe zu kommen. Gemütlicher Alltag ohne Termine, Beine hoch, schmökern, spazieren oder ins Kino gehen . . . herrlich. ¬ Aber eigentlich ist es so richtig schade, wenn die Advents- und Weihnachtszeit wie in einem Rausch vorüber geht, voller Hektik, und man erst nach den Festtagen die Tage genießen kann, froh, dass der Trubel wieder vorüber ist. Was tun?

Auch in der Weihnachtszeit kann man Luft holen - im Gegenteil man muss es sogar, sagt Susanne Breit-Keßler im Dezember-Interview von chrismon.de

Als in meinem Büro einmal wegen der vielen Karten, die zu drucken und zu schreiben waren, wegen zahlloser Veranstaltun¬gen und der Geschenke, die verpackt werden mussten, sich alle Engel verärgert verdrückten und so gar keine Stimmung auf¬kommen wollte, habe ich mit meinen Mitarbeitenden die wöchentliche „Besinnung“ eingeführt. Tür zu, Anrufbeantworter an, Kerzen auf dem Adventskranz anzünden, Stollen verteilen, Plätzchen knabbern, Tee und Kaffee – und kein Wort von der Arbeit. Wir werden es dieses Jahr auch wieder so halten. Diese eine wohlige, gemeinsame Stunde – es kann auch mehr sein! – trägt uns durch die ganze Woche hindurch. 

Und dann Charles Dickens... wunderbar

Zu Hause braucht es noch andere Freiräume. Am besten zu einer festen Zeit, damit man das adventliche Zusammensein nicht vor sich herschiebt, bis es ausfällt. Es ist zum Beispiel schön, morgens, immer gleich nach dem Aufstehen, zum Adventskalender zu stürmen. Übrigens nicht allein für die Kleinen! Auch Erwachsene freuen sich an Kleinigkeiten, die der oder die Liebste hinter den Türchen versteckt hat.

Sonntags in den Gottesdienst, an einem Abend der Woche zum Adventssingen, in ein Konzert – schon ist einem anders zumute. Ich lese jedes Jahr „A Christmas Carol“ von Charles Dickens und schaue mir mindestens eine Version davon als Film an: Die Geschichte vom Ekel Scrooge, den die Geister der Weihnacht zur Besinnung bringen und zu einem liebenswerten, wohltätigen Menschen machen. Wiederkehrende Rituale sind wichtig, um nicht in den Vorbereitungen auf das Fest unterzugehen. Wer behauptet, keine Zeit dafür zu haben, macht sich etwas vor.

Pausenloses Schaffen

Denn es ist doch so: Gerade das pausenlose Schaffen vor Weihnachten macht einen kaputt, nicht die heilsamen Unterbrechungen. Sie erst sorgen dafür, dass man danach munter ¬weitermachen kann. Und dafür, dass man den Sinn des Festes nicht aus den Augen verliert: Gott wird Mensch, und unsereins darf zur Menschlichkeit zurückkehren, statt sich gnadenlos fertig zu machen. Zur Ruhe kommen – manch einer will das gar nicht, weil ihm graut vor all der Besinnlichkeit. Man ist allein, hat Schweres im vergangenen Jahr durchgemacht, will lieber nichts wissen von heiligen Nächten.

Man könnte in so einer Lebenslage alles anders machen, als es sonst im Advent und an Weihnachten war: sich bloß nicht erinnern an früher, Gefühle wegschieben. Oder man hält doch an den Traditionen fest, stellt sich bewusst dem, was sonst Halt gegeben hat. Auch wenn es weh tut. Denn wenn sich alle Schleusen öffnen, wenn die Tränen fließen, ist man dem Kind in der Krippe ganz nah. Dafür ist Weihnachten da – um zu spüren, dass man manchmal von der Welt, aber nie von Gott und seinem guten Geist verlassen ist.

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